Bild: Bernd Fickert

Martin Sch. ist ein zufriedener Mann. Ein sparsamer obendrein. „Mit meinen 400 Euro im Monat komme ich gut klar“, sagt einer, der seit einem Vierteljahrhundert im Frankfurter Gallus wohnt und zeitlebens gearbeitet hat.

Heute führt er seinen Einpersonenhaushalt mit barrierefreiem Zugang in einer Seniorenanlage. Zu der Rente von 815 Euro summiert sich seit kurzem ein Mietkostenzuschuss, der die ab 1995 gewährte Grundsicherung abgelöst hat. Er komme, so der 82-Jährige, ordentlich über die Runden, gönne sich des Morgens nur ein „Luxusfrühstück“ . Schnell ist aufgezählt, was den Tag in Gang bringt: „Bohnenkaffee, Kürbiskernbrötchen, eine Scheibe Schinken oder Käse.“

Auch beim Thema Gesundheit stapelt Martin Sch. tief. Als „Karosserieschaden“ wird bezeichnet, was die Mobilität stark einschränkt: Kniegelenk und Hüfte sind ausgetauscht, machen den Gang zum 800 Meter entfernten Einzelhändler zum „beschwerlichen Unterfangen“. Kontakte zu anderen Menschen sind rar, mit einer seiner beiden Ex-Frauen wird ebenso telefoniert wie mit der 97 Jahre alten Schwester.

Als jüngstes von sechs Geschwistern erblickt Sch. in der Nähe von Osnabrück das Licht der Welt. Das Kriegsende ist ihm noch vor Augen, auch die Sensation einer von einem englischen Besatzungssoldaten offerierten Tafel Schokolade.

1952 – da ist die Schulzeit beendet – beginnt die Lehre bei Klöckner in Osnabrück-Altwert. Kaum zum Schmelzschweißer ausgebildet, wechselt der Jüngling zur Bundesmarine. „Dem ungeliebten Beruf wollte ich entfliehen, neue Möglichkeiten suchen.“ Sechs Jahre vergehen und eine weitere Ausbildung im damals hochmodernen Bereich der Datenverarbeitung nimmt ihren Lauf.

Es ist ein Metier, dem Martin Sch. fortan beruflich treu bleiben wird. Nächste Station werden die Casella Farbwerke Mainkur in Fechenheim, wo als Programmierer gearbeitet – und nebenbei noch ein abendliches Psychologiestudium absolviert wird. Ehrenamtlich ist er eine Weile bei der Telefonseelsorge aktiv. „Bis heute kümmere ich mich gerne um andere Menschen.“

Die anschließende Selbstständigkeit im Computerhandel endet im Desaster. „Irgendwann sind die Preise ins Bodenlose gefallen – ich hatte kein Geld mehr für die Alterssicherung.“ Wenig glücklich verlaufen auch zwei Ehen, die friedlich, aber endgültig auseinandergehen. „Irgendwann haben meine beiden Kinder das Gespräch mit mir abgebrochen“, sagt Martin Sch.

Einen großen Traum möchte er sich noch erfüllen. Mit der weihnachtlichen Altenhilfe-Unterstützung soll die vom Bruder geerbte und seit geraumer Zeit im Keller stehende „Saxonette Klassik“ wieder in Schuss gebracht werden. Das 0,7 PS starke Leichtmofa hat eine „Macke“ , führt ein unvorhersehbares Eigenleben.“ Eine Reparatur gönne ich mir jetzt“, so der 82-Jährige.

Mit der dann gewonnenen Bewegungsfreiheit sind bei gutem Wetter kleine Ausflüge möglich, auch in das geliebte Revier einer Kleingartenanlage. Martin Sch. weiß es zu schätzen: „Die Altenhilfe ist nicht alleine eine große wirtschaftliche Hilfe – man hat zudem das Gefühl, respektiert zu sein.“ Olaf Velte