Bild: Peter Jülich

Der Schrecken sitzt tief. Erst am Vortag ist Linda F. aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen.

„Ich hatte drei Schlaganfälle“, berichtet sie. In ihrer kleinen Wohnung, in der sie allein lebt, war die 69-Jährige gestürzt. Sie habe kaum noch sehen können, weil sie sich beim Aufprall ein blaues Auge zugezogen hatte.

Einen „roten Notrufknopf“ an ihrem „Mini-Telefon“ konnte sie aber gerade noch betätigen. „Dann lag ich da, mehr weiß ich nicht.“ Trotz dieses Vorfalls möchte sie von sich erzählen, während ihre Tochter danebensitzt. „Dass die Zeitung an alte Leute denkt, finde ich schön“, sagt Linda F.

Seit drei Jahren erhält sie Unterstützung von der FR-Altenhilfe. 320 Euro hat sie monatlich zur Verfügung, nachdem von ihrem Hartz-IV-Satz die Stromkosten für die Wohnung abgezogen sind. „Lebegeld“ nennt F. ihre Grundsicherung und sagt: „Da kann man auch nicht alles kaufen, was man möchte.“

Die Zuwendung der Altenhilfe von 350 Euro, zweimal pro Jahr, nutze sie vor allem für Lebensmitteleinkäufe. Weil sie nicht mehr so beweglich ist und wenig rausgehen kann, kaufe sie meist für den gesamten Monat ein. „Ich esse gerne Suppen.“ Zu Weihnachten dürfe es auch mal eine Entenkeule sein. Und vielleicht ein Rock.

Linda F. hat fünf Geschwister und wurde in Hamburg geboren. In beengten Verhältnissen habe sie sich mit ihrer Familie eine Zweizimmerwohnung teilen müssen. Mutter und Vater hatten als Roma Konzentrationslager der Nationalsozialisten im Dritten Reich überlebt. Onkel und Tanten seien dort gestorben.

Lesen und Schreiben habe sie nie gelernt. Gearbeitet hat sie in einer Schokoladenfabrik. Mit ihrem Mann, der vor 33 Jahren verstorben sei, hat F. eine große Familie gegründet. Zu ihren sechs Kindern kommen 20 Enkel und vier Urenkel. Ihre Familie und Gesundheit sind für sie das Wichtigste im Leben. Clemens Dörrenberg