Bild: Christoph Boeckheler

„Das Einzige, auf das ich mich freue, ist der Besuch des Weihnachtsmarktes“, sagt Brunhilde H. (Name geändert).

Sich an den kleinen Dingen und Ereignissen zu freuen, das begleitet H. schon ihr ganzes Leben lang. Ihre Kinder- und Jugendzeit war von einer schweren Krankheit dominiert. Einen richtigen Beruf konnte sie daher nicht erlernen oder gar ausüben, was ihr nun im Alter ein Leben in der Grundsicherung beschert.

H. kam in München zur Welt. „Als ich 13 Jahre alt war, zogen meine Eltern wegen der Arbeit nach Frankfurt“, erzählt die Seniorin. In dieser Zeit sei auch der Krebs zu ihr gekommen. „Ich musste nach der Diagnose ein paar Mal operiert werden. Damals waren die Behandlungen viel heftiger als heute. Es hat jedes Mal sehr wehgetan“, sagt die 73-Jährige.

„Immer wenn nach dem Arztbesuch Tage später ein Brief kam, wusste ich, dass ich wieder ins Krankenhaus musste“, sagt H. Allerdings auch, ohne zu wissen, warum eigentlich. „Was weiß ein Kind schon über Krebs.“ Die Eltern und die Ärzte hätten es ihr nicht gesagt. Dass es etwas Schlimmes war, habe sie letztlich auch daran erkannt, dass ihr Vater sie von der Schule abgemeldet habe.

Nach fünf Jahren hatte H. die Krankheit besiegt, holte den Volksschulabschluss nach und absolvierte eine Haushaltsschule. „Dort lernten wir Dinge, die wir als künftige Hausfrau benötigten, wie Kochen, Nähen oder Stricken“, sagt H. Dann kam die Liebe, die Hochzeit und mit ihr ein Kind.

„Ich war nur Hausfrau und Mutter“, sagt H. Bestrebungen, eine Arbeit anzunehmen, konnten nicht aufkommen. „Mein Vater und mein Mann hätten das wegen meiner früheren Erkrankung nie zugelassen“, sagt sie.

Die Familie konnte zudem mit einem Verdiener entsprechend „der Zeit angemessen leben“. Nach der Scheidung war es damit jedoch vorbei. Für ein eigenständiges Erwerbsleben was es nun zu spät. „Ich musste zu meiner Mutter ziehen und wohnte dort bis zu ihrem Tod“, sagt Brunhilde H.

Danach war sie auf sich allein gestellt, was auch Folgen für ihre gesundheitliche Gebrechlichkeit hatte. „Heute leide ich an verschiedenen Krankheiten, die über die Jahre eine nach der anderen kamen“, erklärt H.

Seit 2014 erhält Brunhilde H. zu Ostern und Weihnachten eine Zuwendung von der FR-Altenhilfe. Sie dankt den Spender:innen, die ihr diesen Extrabetrag zu ihrer kleinen Rente ermöglichen. Das Geld helfe ihr nun beim Einkaufen.

„Bekleidung brauch’ ich weniger, ich achte sehr auf meine Sachen, die schon an die 20 Jahre alt sind“, sagt H. Zu Weihnachten werde es aber eine Kleinigkeit für ihre Enkel geben, sagt H. Detlef Sundermann