Einmal im Monat ist die Hospizgruppe auf dem Markt in Bad Vilbel (v.l.): Cathrin Helmling, Anne Thylmann und Margit Wiegand. (Bild: Thomas Kaspar)

In kaum einen Lebensabschnitt wird so viel Energie gesteckt, wie in die Geburt: Vorbereitung, Planung, Ausstattung. Alles ist durchgeplant und perfekt ausgestattet. Ganz anders sieht es am anderen Ende des Lebens aus.

„Wir wollen den Kreis schließen“, sagt Cathrin Helmling. Es sei wichtig, dass Menschen am Ende ihres Lebens mit guter Begleitung sterben dürfen, ihre Bedürfnisse bekannt sind und berücksichtigt werden und auch die andere Ebene, die Auseinandersetzung mit dem Tod, ihren Platz hat, sagt die Palliativ-Krankenschwester, die in ihrer Freizeit die Hospizgruppe Bad Vilbel organisiert.

Helmling ist mit Margit Wiegand eine von zwei Koordinatorinnen der Hospizgruppe des Angebots, das es seit 2003 in Bad Vilbel gibt. Sie ist eine Gruppe innerhalb der Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel, unter deren Dach rund 15 Ehrenamtliche den Angehörigen die Unterstützung bei der Begleitung Sterbender anbieten.

Zum 20-jährigen Bestehen der Gruppe gehen die Frauen nun bewusst in die Öffentlichkeit. „Übers Sterben zu reden, hat noch niemanden umgebracht“, steht etwa auf der Rückseite eines Vilbusses. Zudem sind die Hospizhelferinnen einmal im Monat auf dem Wochenmarkt in Vilbel präsent und „sprechen über das Sterben“. Die Weihnachts- und Altenhilfe der Frankfurter Rundschau fand dieses Engagement so förderungswürdig, dass sie mit einem kleinen Betrag dabei hilft, die Ausbildung zu finanzieren und die Hilfe kostenlos anzubieten und bekannt zu machen.

Der Bedarf ist groß. Oft entstehen tiefe Beziehungen, wenn die Ehrenamtlichen eine Familie begleiten. Ein Anruf bei der Nachbarschaftshilfe, eine E-Mail oder ein Hinweis aus einem der Netzwerke, dann führen die Koordinatorinnen ein Erstgespräch mit den Angehörigen.

Mit diesem Wissen fragen sie die Mitglieder der Gruppe, die sich einmal im Monat trifft. Meist findet sich eine Begleiterin, die dann nach einem ersten gemeinsamen Kennenlernen etwa einmal in der Woche Sterbende besucht. „Hospiz ist keine Pflege“, erklärt Helmling. Die Begleiterinnen dürfen keine Pflegeaufgaben übernehmen.

Geschult sind aber alle, auch wenn der Dienst kein Geld kostet – alle haben die Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizhelferin absolviert, in der nicht nur das psychologische Rüstzeug vermittelt oder Rechtssicherheit geschult wird, alle haben auch ihre eigene Mitte in der Konfrontation mit dem Lebensende gefunden.

„Wie möchte ich sterben? Was möchte ich anhaben? Wie soll alles geregelt sein?“ So einfach diese Fragen sind, so schwer fällt es den Angehörigen, diese am Ende den Familienmitgliedern zu stellen, die sie gepflegt haben und bei deren letzter Betreuung viele auch mit der eigenen Trauer kämpfen. „Wir helfen Menschen, die Entlastung brauchen“, bringt es Anne Thylmann auf den Punkt.

Sie ist eine der Jüngsten, die Gruppe lebt von der Vielfalt ihrer Mitglieder – neue Engagierte sind immer willkommen. Menschen, die sich für Sterbebegleitung interessieren, können an den monatlichen Gruppentreffen teilnehmen und so für sich herausfinden, ob sie einen Qualifizierungskurs mitmachen möchten. Gerade Männer sind sehr willkommen.

„Am Ende“, sagt Thylmann, „bekommen wir alle auch sehr viel zurück für unser Engagement. Hospizarbeit ist eine Bereicherung für alle – für die Familien, die Helfenden, aber auch für Gesellschaft, in der der Tod so seinen heilsamen Platz findet.“ Thomas Kaspar

Kontakt: Hospizgruppe, Verein für soziales Engagement und Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel e. V., Marktplatz 2, 61118 Bad Vilbel; E-Mail-Adresse: info@nachbarschaftshilfe-bv.de, Telefon 0 61 01/60 48 92