Das Logo der FR-Altenhilfe: eine Kerze als Symbol für eine helfende Hand. Bild: Michael Schick

Im Jahr 1949 lag Frankfurt in großen Teilen noch in Trümmern, am 28. Dezember meldete die Stadt nicht ohne Stolz, dass seit Kriegsende 4300 einsturzgefährdete Gebäude beseitigt worden seien. Beseitigt, nicht wiederaufgebaut.

Weihnachten feierten die Menschen dennoch, viele mehr schlecht als recht. Besonders alte, kranke und kriegsversehrte Menschen lebten in dieser Zeit unvollkommener sozialer Absicherung oft in Not und Elend

Im Dezember 1949 beschloss Karl Gerold, Chefredakteur und Mitherausgeber der Frankfurter Rundschau, die passive Rolle des Journalisten als Beobachter und Berichterstatter zu verlassen: Er schrieb einen Text mit dem Titel „So leben Menschen unter uns an Weihnachten 1949“, in dem er mit anrührenden Beispielen und ergreifenden Schilderungen die Leserinnen und Leser, „die es vermögen“, zur Hilfe aufrief.

Noch am selben Tag kamen viele hilfsbereite Menschen in die FR-Redaktion, um ihre notleidenden Mitbürger mit Geld- und Sachspenden zu unterstützen. Die Altenhilfe der Frankfurter Rundschau war geboren, und bis zum heutigen Tag rufen die FR-Redaktion und der 1978 gegründete Altenhilfe-Verein „Not gemeinsam lindern“ dazu auf, für diejenigen zu geben, denen das Schicksal übel mitgespielt hat.

24 000 Mark kamen 1949 bei der ersten Weihnachtssammlung zusammen. Heute geben die Leser und Leserinnen der FR, die Freunde und Förderer der Altenhilfe regelmäßig mehr als eine Million Euro im Jahr. Mehr als 35 Millionen Euro kamen in 70 Jahren insgesamt zusammen. „Wenn ich den Spendenbetrag sehe, müsste ich eigentlich immer demütig auf die Knie gehen und ,Danke, Danke, Danke‘ sagen“, meint Hans Dieter Klein, seit 2013 Vorsitzender der Altenhilfe.

Gemäß Satzung unterstützt die Altenhilfe Menschen aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet, die 65 Jahre und älter sind und Grundsicherung erhalten. Mehr als tausend Personen werden inzwischen mit der Weihnachts- oder Osterbeihilfe bedacht. Darüber hinaus erhalten Bedürftige Geld für besondere Anschaffungen. „Mal geht die Waschmaschine oder der Fernseher kaputt, mal muss das Gebiss saniert werden – wir prüfen dann und helfen bei den oft hohen Ausgaben“, sagt Hans Dieter Klein.

Bedürftige alte Menschen werden auch indirekt unterstützt, über die Finanzierung von Projekten anderer Hilfseinrichtungen wie Altentagesstätten oder Wohn- und Pflegeheimen, etwa durch Geld, Sachmittel oder Kleinbusse. Die Weihnachtsfeier und eine Mainschiffsfahrt bringen alten Menschen zudem Lebensfreude. Weitere regelmäßige Veranstaltungen der Altenhilfe sind die großen Weihnachtskonzerte in der Katharinenkirche.

Dahinter stehen immer Menschen, die soziales Engagement mit Leben erfüllen. Neben dem Team in der Geschäftsstelle sind da der Vorsitzende Hans Dieter Klein zu nennen, die langjährige Geschäftsführerin Gina Lülves, die nun in Ruhestand geht, oder der frühere FR-Lokalredakteur Lothar Vetter.

Stellvertretend für die aktiven Helfer mögen Bernd K. Otto und seine Musiker stehen, die uns alle Jahre wieder mit dem legendären Jazz- und Blueskonzert der Altenhilfe in der Katharinenkirche beschenken. Oder die „Krätscher“, der Carneval- und Tanzsportclub aus Frankfurt-Eckenheim, dessen Mitglieder buchstäblich immer dabei sind, wenn angepackt werden muss.

Dazu kommen Tausende Spenderinnen und Spender. Viele Firmen sind darunter, Großspender, die zusammen jedes Jahr rund 100 000 Euro in die Kasse legen. Das allermeiste Geld, jedes Jahr rund eine Million Euro, geben ganz normale Menschen, die einen zehn, die anderen hundert Euro. Zusammengelegt wird eine großartige gute Tat daraus. Arnd Festerling