Bild: Bernd Fickert

In diesen Tagen häufen sich wieder die Arztbesuche. Brigitte und Arthur B. sind selten zu Hause.

Nach seinem ersten Herzinfarkt vor acht Jahren sowie Prostatakrebs in der Folge hatte Herr B. schon mehrere Operationen. Demnächst stehen zwei Augen-OPs bei dem 76-Jährigen an. „Immer wieder muss er zur Kontrolle“, sagt Frau B. Auch sie hatte schon Probleme mit dem Herzen, daneben mit dem Magen und der Schilddrüse. „Ich bin auch nicht gerade fit“, so die 72-Jährige.

Beide sind Diabetiker. „Es gibt Tage, an denen wir einfach nur flachliegen“, sagt Frau B. Trotzdem geht das Ehepaar zwischen den Arztbesuchen so oft wie möglich spazieren, um ein bisschen frische Luft zu tanken. „Ich versuche, mich so viel zu bewegen, wie es geht“, sagt Herr B.

Der gelernte Fernmeldetechniker hat, genauso wie seine Frau, in seinem Leben viel gearbeitet. Rund fünf Jahrzehnte lang hat er ein kleines Umzugsunternehmen als „Ein-Mann-Betrieb“ geführt, daneben Hausmeistertätigkeiten angeboten. „Es hat Spaß gemacht, obwohl es eine Drecksarbeit ist“, sagt B.

Zum Schluss seien aber kaum noch Aufträge eingegangen, weil es „zu viele Firmen“ gebe. Die Konkurrenz durch größere Unternehmen sei zu stark gewesen. „Als Kleinunternehmer tut man sich da schwer“, so Arthur B. Und das fortgeschrittene Alter sei noch dazugekommen.

„Die Rente ist durch die Selbstständigkeit nicht hoch“, sagt seine Frau, die auch lange Zeit regelmäßig bei Umzügen mitangepackt hat. Zuletzt habe sie mehrere Jahre die Demenzgruppe in einem Altenwohnheim betreut, berichtet sie. „Durch mein Diabetes kann ich aber nicht mehr arbeiten gehen“, fügt sie hinzu. Weil ihr Körper kein eigenes Insulin mehr produziere, müsse sie dreimal täglich Insulin spritzen. Dabei würde sie gerne zur Grundsicherung noch etwas dazuverdienen, sagt sie.

Nach Abmeldung des Umzugsgewerbes vor zwei Jahren habe das Paar diese beantragen müssen. „Es war nicht so einfach, den Schritt zu machen“, sagt B. und weiter: „Man schämt sich.“ Auf dem Rathaus seien aber „nette Leute mit guten Ratschlägen“ gewesen. Unter anderem, sich bei der FR-Altenhilfe zu melden.

Zwar schränke sich das Paar so gut es geht ein, nutze das Angebot von Lebensmittelspenden der Tafel und kaufe Kleidung aus zweiter Hand. „Nur Schuhe und Leibwäsche müssen neu sein“, ergänzt Brigitte B.. Für „gescheite Schuhe“ haben die B.s die Spende der Altenhilfe verwendet. Außerdem habe das Paar Forderungen des Finanzamtes begleichen können. „Das belastet einen ja auch“, meint Frau B.

Als Nächstes würde sie sich gerne eine Mikrowelle leisten. „Dass ich mal schnell was auftauen kann, was ich eingefroren habe, wenn es mir mal nicht gut geht“, so die begeisterte Köchin. Oder wenn wieder vermehrt Arzttermine anstehen. Clemens Dörrenberg