Bild: Christoph Boeckheler

Am Ende vieler Arbeitsjahre ging es für Bernd F. (Name geändert) von Hartz IV in die Rente. Der Weg in die Altersarmut war damit für ihn programmiert. „Damals wollte mich mit meinen 58 Jahren und einem Rückenschaden keiner mehr haben“, sagt er.

Dass er heute von einer geringen Rente und der Grundsicherung im Alter leben muss, schreibt er aber auch den „vielen Brüchen“ in seiner Berufsbiografie zu. Der 77-Jährige kam als Sohn eines Landwirts in einem Dorf im Münsterland zur Welt. Nach der Schule absolvierte er eine Bäckerlehre. Allerdings konnte er den Beruf wegen einer Mehlallergie, die sich bereits in der Ausbildung zeigte, nicht auf Dauer ausüben.

Die Bundeswehr bot ihm eine neue Perspektive. Nach dem Wehrdienst verpflichtete er sich noch für zwei Jahre. Man habe damals dort Ausbilder gesucht, sagt F.. Aus dem Dienst entlassen, kehrte er auf den elterlichen Hof zurück, den F. mit seinem Bruder bewirtschaften wollte. „Der Betrieb musste zwischenzeitlich jedoch für ein Baugebiet weichen“, erzählt F..

Der neue Aussiedlerhof kostete Geld, zudem habe man nun schlechtere Böden beackern müssen. „Nach drei Jahren musste der Hof wegen Überschuldung aufgegeben werden“, schließt F. dieses berufliche Kapitel.

Der Neustart gelang ihm in seinem gelernten Metier, in der Verwaltung einer Großbäckerei. Lange hielt es ihn dort nicht, es folgten Aushilfsarbeiten, eine Stellung bei einer Versicherung und in einem Restaurant in Marburg. Es verschlug ihn nach Frankfurt, wo Bernd F. im Abendgymnasium das Abitur nachholte, mit dem Ziel zu studieren. Sein Lebenspartner unterstützte ihn dabei. F. schrieb sich für Kunstgeschichte und Archäologie ein.

Nach vier Semestern endete der Traum jäh mit dem Tod seines Partners. Das ihm zugedachte, vorerst existenzsichernde Erbe durfte F. nicht antreten. Das Abi in der Tasche half F. nicht bei der Jobsuche. Er musste letztlich als Fahrer und Packer bei einer Möbelspedition anheuern. Bei dieser Arbeit habe er seinen Rücken dauerhaft geschädigt, sagt er.

Sein Engagement als Betriebsratsvorsitzender habe ihm überdies die Tätigkeit nicht leicht gemacht. Es habe Anfeindungen gegeben und bei nächstbester Gelegenheit die Kündigung samt Abfindung. „Da stand ich wieder auf der Straße“, sagt F., da war er 58.

Bernd F.s Lebensmittelpunkt ist heute eine kleine Einzimmerwohnung mit Mansarde. „Ich habe wieder angefangen zu malen“, erzählt er. Eine andere Leidenschaft ist Lesen, viele Bücher, wie er betont. Die Kreuzbeschwerden schränkten seine körperlichen Aktivitäten zwar ein, jedoch halte er sich auf dem Rad mit der fünf Kilometer langen Fahrt ins Stadtzentrum fit.

F. äußert sich über seine Situation nicht klagend. Die Spende aus dem Topf der FR-Altenhilfe will er nicht für eine Anschaffung ausgeben, sondern in sich selbst investieren. „Das meiste Geld aus der Spende werde ich wohl für die Zahnsanierung ausgeben“, sagt er. Detlef Sundermann