Siegfried Wein hat große Pläne für das Seniorentheater in der Wohnanlage am Roten Graben in Frankfurt-Fechenheim (Bild: Renate Hoyer)

Als Siegfried Wein, der Leiter des Seniorentheaters, Ende Juni durch den noch leeren Raum ging, es kein Licht gab und die Wände kahl waren, da hatte der 80-Jährige schon klare Vorstellungen, wie es dort mal aussehen soll.  „Da vorne soll der Theaterbereich sein“, sagte er und zeigte auf die Wand gegenüber der Tür. „Und hier der Spielebereich“, erklärte er weiter.

Mittlerweile steht bereits eine Leinwand, und die Fläche ist für Angebote für Seniorinnen und Senioren präpariert. Der 80-Jährige hat große Pläne für die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Hauses 7 der Seniorenwohnanlage der Luisa-Haeuser-Frauenstiftung am Roten Graben in Frankfurt-Fechenheim. Die Fläche wurde zuvor vom Frankfurter Verband genutzt, die Gesellschaft Deutsche Wohnen hat sie nun an das Seniorentheater vermietet. Und Wein ist dankbar für den Platz, den er jetzt zur Verfügung hat.

Sein Projekt sei dazu da, „damit wieder Stimmung ins Haus kommt“. Durch die Pandemie hatten die älteren Menschen in der Anlage wie allerorts keine Möglichkeit zu etwas kultureller Ablenkung. Die möchte das Seniorentheater den fast 180 Bewohnerinnen und Bewohnern bald bieten. Wein, der selbst lange Zeit Amateurtheater gespielt hat, schweben eine Vielzahl von Aktivitäten vor. So soll es Angebote zur körperlichen und geistigen Aktivierung geben, die von Seniorengymnastik bis zur Tanzveranstaltung reichen können.

Seit kurzem werden im Zuge der bunten Woche schon nachmittags Lesungen und Spiele, wie Skat oder Gesellschaftsspiele, angeboten. Besonders wichtig ist dem 80-Jährigen ein Bereich im Raum, in dem sich die Anwesenden einfach unterhalten können. „Gespräche gab es in letzter Zeit oft nur, wenn man sich vor der Tür getroffen hat.“ Das soll sich nun wieder ändern.

Auch Filme von zurückliegenden Vorstellungen sollen einmal auf der Leinwand laufen, Herzstück werden aber die Theatervorstellungen live vor Ort bleiben. Für Seniorinnen und Senioren dürfe ein Theaterstück keine zwei Stunden dauern, sagt Wein, stattdessen peilt er eher 45 Minuten an. „Das Wichtigste sind die Lieder zum Mitsingen“, verrät er. Diese sollen bei den Neuinszenierungen von „Kurhotel“, „Loreley“, „Multikulti“ sowie „Wirtschaftswunder“ nicht zu kurz kommen. Egal ob „Love me tender“, „Lilli Marleen“ oder „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette „Land des Lächelns“.

Etwas Besonderes sei auch das Projekt „Traumzeit“ – ein Stück, bei dem die Zuschauer:innen interaktiv mitmachen und Rollen besetzen, um Frau Franz zu helfen, ihre Handtasche wiederzufinden. Wein verspricht Comedy und viel Bewegung.

Das Seniorentheater lebt aber auch von seiner Mobilität. In den kommenden Wochen will der 80-Jährige mit den Angeboten auch wieder in andere Seniorenheime gehen. Mit Kulissen aus dem Koffer und Kostümen, die nicht zu aufwendig sind, könne man eigentlich überall spielen. Beispielsweise in Lyon (Frankreich), wo das Seniorentheater vor zwei Jahren durch Einrichtungen tourte. Nächstes großes Ziel soll im Herbst, falls es klappt, Tel Aviv sein.

Unterstützt wird das Seniorentheater bereits seit 2011 von der Alten- und Weihnachtshilfe der Frankfurter Rundschau. Mit der Spende aus dem vorigen Jahr konnte beispielsweise der Druck eines Corona-Buches für Senior:innen realisiert werden. In der Kurzausgabe finden sich auf 146 Seiten Geschichten, Gedichte und Bilder. Viele Exemplare sollen später kostenfrei an die Seniorinnen und Senioren verteilt werden, die sich dann, so hofft Siegfried Wein, daran erfreuen. Steven Miksch