Bild: Monika Müller

Die letzten beiden Jahre im Schuldienst waren keine glücklichen. „Kompetenzgerangel mit einer Kollegin, Auseinandersetzungen mit der Direktorin“ , so Jakob L. zu dem Ende seiner späten Pädagogenlaufbahn.

Als Klassenlehrer habe er an einer Integrierten Gesamtschule in der Mainregion gearbeitet – „war jedoch nicht verbeamtet“. Heute, fünf Jahre später, bezieht der 71-Jährige eine kleine Rente, die sich mitsamt Grundsicherung auf knapp 1000 Euro im Monat summiert.

Nach einem turbulenten Lebensweg ist er im Alter von 50 Jahren ins Referendariat eingestiegen, hat danach Englisch, Französisch und Ethik unterrichtet. „Das hat immer Spaß gemacht.“ Auch in Intensivklassen habe er sich für die Kinder und deren Belange engagiert.

Mittlerweile wohnt der Mann am Frankfurter Stadtrand, in zwei Zimmern zur Miete. „WG-ähnlich“, wie er sagt – in direkter Nachbarschaft zu einer guten Bekannten. Rund 400 Euro bleiben monatlich, um über die Runden zu kommen. „Na ja, ich brauche auch nicht viel.“  Zufrieden sei er mit wenig, lebe bescheiden. Mit Gartenarbeiten verdient sich Jakob L. hin und wieder etwas dazu. Trotz zweier angeknackster Lendenwirbel.

Aufgewachsen mit drei Geschwistern in Darmstadt, steht die Wiege des Umtriebigen am Rande des Odenwalds. „Dass ich meine Eltern beim Sterben begleiten durfte, war eine wertvolle Erfahrung, ja ein Schatz für mich.“ Zudem habe die ehrenamtliche Tätigkeit in einem Hospiz seine buddhistisch geprägte Lebenseinstellung nachhaltig gefestigt.

Mit Blick auf die vergangene Sturm-und-Drang-Ära spricht Jakob L. von einem „unorthodoxen Dasein“. Dem Malerhandwerk verpflichtet und als Pfadfinder geschult, zieht das Fernweh ihn nach Frankreich, Hawaii und in den Himalaya. „Danach bin ich 13 Jahre lang Taxi gefahren.“ Schließlich fertigt er Wind- und Klangspiele in Eigenbau, verkauft die Kreationen auf Märkten.

Irgendwann wird geheiratet, eine Tochter kommt auf die Welt, die Ehe zerbricht. Es schmerzt ihn, dass der Kontakt zur heute erwachsenen Tochter abgebrochen ist – „hoffentlich nur vorübergehend“. Der Kreis der treuen Freunde ist für den 71-Jährigen ein Labsal, eine immerwährende Kraftquelle: „Da backe ich Linzer Torte und stricke Schultertücher aus Merinowolle zum Verschenken.“

Freunde waren es auch, die ihm ein betagtes Mercedes-Automobil restauriert und verfügbar gemacht haben. Ab dem nächsten Jahr – so erzählt der Nichtraucher und Fernsehabstinenzler mit Stolz – könne der 200er Diesel als Oldtimer eingestuft werden. „Manchmal fahre ich zu einem Werksverkauf, um mir einen Satz neuer Kleider zu gönnen.“

Oft von jenen finanziellen Zuwendungen, die seit dem Frühjahr 2020 von der Altenhilfe angewiesen werden. „Das ist wahrlich eine große Unterstützung, für die ich sehr dankbar bin.“ Olaf Velte