Bild: Michael Schick

Früh geheiratet, die Kinder früh bekommen, fleißig gearbeitet: Der Lebenslauf von Sophie O. liest sich wie der von vielen anderen Frauen ihrer Generation.

Doch sie und ihr Mann hatten sich im Kreis Offenbach selbstständig gemacht – und hatten damit Pech. Eine Krankheit setzte ihrem Berufsleben dann ein Ende. Die Folge: Trotz jahrzehntelanger Arbeit reicht heute die Rente nicht, das Amt muss aufstocken.

Sophie O. war 17, ihr Mann 21 Jahre alt, als sie vor den Traualtar traten. „Mit zwei kleinen Kindern haben wir angefangen, uns selbstständig zu machen“, erzählt sie. Ihr Mann lieferte für einen Küchenhersteller mit dem eigenen Lastwagen Küchen an Großkunden aus, sie selbst schmiss erst das Büro und eröffnete dann ein kleines Café. „Wir haben es in dieser Zeit nicht geschafft, groß zu sparen, weil wir unser Geld immer wieder ins Geschäft gehängt haben“, sagt sie.

Vor etwa 13 Jahren wurde ihr Mann dann krank, war der Belastung nicht mehr gewachsen. „Er hat Tonnen von Möbeln in den Lastwagen gehievt. Das ging dann nicht mehr.“ Das Ehepaar beschloss zu verkaufen; einer ihrer Angestellten wollte die Firma übernehmen. Er bekam aber nicht sofort einen Bankkredit. Deshalb sollte er ein Jahr lang monatlich 3000 Euro an das Ehepaar zahlen, dann den Rest über die Bank finanzieren.

Nach drei Monaten blieben die Raten aber aus, weil der Angestellte den geleasten Lastwagen samt Anhänger an die Wand fuhr. Fatal: Sophie O’s Ehemann hatte damals noch für den Lastwagen gebürgt, war noch Leasingnehmer. „Wir haben einen Titel, der 30 Jahre lang gültig ist. Aber vor uns sind noch andere Gläubiger dran“, sagt sie.

Das Café von Sophie O. stand ebenfalls unter keinem guten Stern. „Der Vermieter bekam eines Tages alles abgenommen, ich musste die Miete an die Bank zahlen.“ Sie gab das Café auf, betrieb dann eine Vereinsgaststätte, „mit der ich noch mehr auf die Nase gefallen bin“, so die Rentnerin. Es folgte ein zweiter Versuch mit einer anderen Vereinsgaststätte, aber dann bekam ihr Mann Herzprobleme. „Er hatte einen Hinterwandherzinfarkt erlitten, von dem niemand wusste“, sagt sie.

Der Arzt eröffnete ihr, dass ihr Mann nur noch fünf Jahre zu leben hat. „Da wusste ich, ich muss sofort aufhören und mich um meinen Mann kümmern.“ Beide hatten noch keinen Anspruch auf Rente, lebten deshalb vom Ersparten, bis sie Rente bekamen.

Heute hat sich ihr Mann entgegen der Vorhersage des Arztes wieder erholt, aber es gibt keine finanziellen Reserven mehr. Sophie O. bekommt lediglich 270 Euro Rente, ihr Mann knapp über 600 Euro. „Wir würden uns ja schon über monatlich 100 Euro mehr freuen“, sagt sie.

Um so wichtiger ist die finanzielle Unterstützung der FR-Altenhilfe, mit der das Ehepaar seit fünf Jahren bedacht wird. Das Geld wurde schon mal gespart, um neue Matratzen zu kaufen. Diesmal will sich Sophie O. aber „was Schönes gönnen“. Sie denkt an einen Friseurbesuch – „oder mit meinem Mann zu Weihnachten Essen gehen“. Annette Schlegl