Bild: Renate Hoyer

Irgendwo in Bayern ist Klemens P. (Name geändert) aufgewachsen. Jahrgang 1951, das gilt noch als Nachkriegszeit. Prügelstrafe war normal, auch in der Schule, er erinnert sich an „Drill von klein auf“, vor allem durch den Vater. „Ich hatte eine schlechte Kindheit.“

Im Hintergrund drohte „mit dem Bund“ der nächste Drill, als er sich mit 17 nach Berlin aufmachte, ein paar Mark nur in der Tasche. Dem Militär wollte er entgehen, das machten viele so.

Berlin habe ihn geprägt, sagt er. Karate wurde sein Ding, das habe ihn stark gemacht, „äußerlich, vor allem innerlich“. Anerkennung, die er so nicht kannte, erfuhr er im Sport. Und dass man immer wieder aufstehen muss nach einem Niederschlag.

Als Modell für Bildhauer hat er Geld verdient, als Stuntman, Komparse, eine Ausbildung zum Koch drei Jahre durchgezogen. Aber Berlin hat den Lebenshunger des jungen Klemens P. nicht gestillt. Die Sucht, schöne Frauen und dicke Autos zu haben, die Welt zu sehen.

„Man hat nur ein Leben“, das wird seine Philosophie. Klemens P. reist nach Brasilien und Thailand, lebt in London und auf Teneriffa, fühlt sich als „Globetrotter“, der überall neu sein Glück versucht. Und, wenn er es gefunden hat, auch immer wieder verliert.

Er heiratet eine Brasilianerin, später eine Thailänderin in Dänemark, mit fünf Ehefrauen teilt er Lebenszeit. Ohne Kinder, diese Verantwortung wollte er aufgrund der eigenen Geschichte nicht übernehmen. „Irgendwann war es immer zu Ende“, sagt Klemens P. – einmal schon nach vier Wochen. „Die perfekte Frau gibt es nicht“, er sagt das ohne Groll.

Auch den perfekten Job gibt es nicht für ihn. Rollen Pfund und Dollar beim Geschäft als Automakler in London kräftig, haut er den Gewinn genauso kräftig raus. Ein Neustart mit „um die 50“ als Kneipier auf Teneriffa scheitert, den letzten Niederschlag serviert eine Inkassofirma mit drei windigen Partnern in Neu-Isenburg. Da ist Klemens P. „in ein Loch gefallen“, hat die Beine nicht mehr auf den Boden gekriegt, der Burn-out bedeutete 2008 das Ende eines verrückten Arbeitslebens.

Keine Vorsorge, heute lebt er von Grundsicherung in einer kleinen Wohnung in Frankfurt. Für den Zuschuss der FR-Altenhilfe ist er dankbar, sie hilft bei kleinen Träumen. Klemens P. wird leise. „Ich war immer auf der Suche, habe immer etwas vermisst.“ Aber was? „Geborgenheit und Liebe, die ich als Kind nie hatte.“ Jürgen Streicher