Bild: Bernd Fickert

Auf die Frage, was ihm im Leben fehle, sagt Gregor N. unumwunden: „Ein Mann in meinem Alter sehnt sich nach einer Begleiterin.“

Der 79-jährige Frankfurter, der sich viel jünger fühlt, wie er sagt, lebt schon mehrere Jahrzehnte alleine in einer kleinen Wohnung im Norden der Stadt. „Ich bin zwar einsam und Single, aber ich lebe noch gesund und demütig“, so N.

Gregor N. wird vom Sozialamt unterstützt, muss monatlich mit 360 Euro auskommen. „Da kann man es sich nicht leisten auszugehen, um Leute kennenzulernen“, berichtet er. Zur geschiedenen Frau und dem Sohn hat er schon seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr.

Dabei merkt man dem Pensionär seine Feinfühligkeit an. In leisem und sanftem Tonfall sagt er: „Das Schicksal hat es nicht gut für mich gemeint und das Leben hat mich nicht auf die Vorteilsspur gebracht“. Trotzdem, so fügt er hinzu, sei er „kein todtrauriger Mensch“.

Für das Gespräch mit der Rundschau hat er sich ausführliche Notizen gemacht. „Wenn man länger mit niemandem gesprochen hat, fehlen einem manchmal die Worte.“ Als Nachkriegskind, geboren 1942, habe er in Trümmern gespielt und den Vater erst nach mehreren Jahren Kriegsgefangenschaft kennengelernt. „Mit Talent für Musik und Zeichnen“ absolvierte N. eine Ausbildung zum grafischen Zeichner.

In einer amerikanischen Werbeagentur arbeitete er anschließend als Layoutassistent. Dann musste er zur Bundeswehr, wurde nach einem halben Jahr aus gesundheitlichen Gründen ausgemustert und fand keinen festen Halt mehr im Arbeitsleben. „Ich konnte mich nicht durchsetzen im Beruflichen und bin dadurch gescheitert“, sagt er rückblickend.

Es folgten Jobs im grafischen Bereich, die die Dauer einiger Monate meist nicht überschritten. Als Country- und Westernsänger verdiente sich N. außerdem etwas dazu. Ausreichend Rücklagen für die Rente erzielte er jedoch nicht.

Im Nachhinein fühlt sich N. zu wenig gefördert und unterstützt. Vielleicht war es auch seine Sensibilität als künstlerisch Begabter, die es ihm auf dem Arbeitsmarkt schwer machte, dauerhaft Fuß zu fassen. Dennoch sagt Gregor N.: „Ich bin kein verzweifelter Mensch.“

Weil an einen Urlaub nicht zu denken ist, hat er es sich zu Hause gemütlich gemacht, ein Bäumchen aus einem Avocadokern gezüchtet, eine Bananenpflanze und weitere Palmgewächse wie einen „kleinen, tropischen Garten“ aufgestellt. Die Sonne, die vom Süden zu den Fenstern herein fällt, genießt er genauso wie den Besuch des nahe gelegenen Freibads im Sommer.

Die Spenden der Rundschau-Leserinnen und -Leser helfen dem allein lebenden Mann ebenfalls. „Mit der Altenhilfe habe ich Glück gehabt, um mir dieses und jenes zu kaufen und ein bisschen was zur Seite zu legen“, sagt N.

Womöglich wolle er sich doch mal einen kurzen Urlaub gönnen, und wer weiß, wen er dort kennenlernen würde. Clemens Dörrenberg