Bild: Peter Jülich

Essen wegwerfen, das ist für Friederike G. (Name geändert) nicht vorstellbar. „Was übrig bleibt, wird eingefroren“, sagt die 71 Jahre alte Frau aus Mühlheim mit Bestimmtheit.

Seit sie Rentnerin ist, muss sie sich in strenger Sparsamkeit üben. Friederike G. lebt von Grundsicherung. Ein schlimmer Unfall mit dauerhaften Folgen nahm ihr die Chance, im Ausbildungsberuf auskömmlich Geld zu verdienen.

Als G. zwei Jahre alt war, verließ ihre Familie das mittelfränkische Fürth, um zuerst in Frankfurt, dann in Hanau ein neues Zuhause zu finden. „Mein Vater hatte eine Schnapsfabrik“, erzählt G.. Nach der Hauptschule habe sie in Frankfurt eine Ausbildung zur Einzelhandelsverkäuferin absolviert. „Ich lernte in einem bekannten Lederwarengeschäft im Nordwestzentrum und verkaufte Schuhe und Taschen. Leider schloss der Betrieb schon vor vielen Jahren“, sagt G..

Nach der Lehre arbeitete sie knapp vier Jahre im Beruf, als im Frankfurter Zentrum das Schicksal es für G. nicht gut meinte. „Auf der Battonnstraße direkt an der AOK hatte ich einen schweren Autounfall“, sagt die Seniorin. Ein Jahr habe sie bis zur Genesung im Krankenhaus verbringen müssen, seitdem trage sie künstliche Gelenke in den Beinen.

„Lange Stehen kann ich nicht mehr“, sagt sie. Ein Zurück in den Beruf habe es somit nicht gegeben, sondern nur die Möglichkeit einer gering belastenden Teilzeittätigkeit.

G. heiratete, gründete eine Familie und bekam ein Kind. Nach 16 Jahren sei die Ehe geschieden worden. Es sei keine gute Beziehung gewesen, sagt G. heute. Das private Glück habe sie erst mit ihrem zweiten Mann gefunden. Es halte nun schon 27 Jahre.

Gemeinsame Unternehmungen gehören jedoch der Vergangenheit an. „Mein Mann ist schwer krank, ich pflege ihn“, erklärt G..

Ob seines einst kleinen Verdienstes erhält auch ihr Mann lediglich Grundsicherung. Einkaufen, ohne auf die Preise zu achten, das ist für Friederike G. undenkbar. „Ich schaue, dass ich die Sonderangebote bei den Discountern kaufe“, sagt sie und fügt hinzu: „Wir essen aber auch nicht mehr so viel.“

G. befürchtet, dass aus dem Wenigen, was sie haben, noch weniger wird. „Alles ist jetzt teurer geworden. Bei den Preisen bleibt einem die Spucke weg.“ Die Zuwendung, die G. seit 2018 von der FR-Altenhilfe erhält, sei deshalb auch noch nicht verplant. Detlef Sundermann