Bild: Rolf Oeser

Verzagen kennt Konstanze M. (Name geändert) nicht. „Wenn man von oben kommt, muss man auch das eingestehen können“, sagt sie und meint ihre Altersarmut und dass sie zur Tafel gehen muss.

Ganz oben, das waren 26 Jahre Geld verdienen mit Pelzmode. Doch das Schicksal gönnte M. keinen dauerhaften Erfolg.

Die Kindheit von Konstanze M. war nicht unbeschwert. Der Vater war auf dem Schlachtfeld umgekommen. Die Mutter flüchtete nach Weltkriegsende mit ihren beiden Töchtern von Breslau nach Fulda. Schon bald starb sie, die beiden Mädchen kamen in eine Ersatzfamilie.

Konstanze M. absolvierte die Handelsschule und eine Bankausbildung. „Danach bin ich von der Modewerbung abgeworben worden“, erzählt sie. Sie habe nicht gleich zusagen dürfen: „Mein Vormund hat zuerst geprüft, ob es sich um eine seriöse Sache handelt.“

Sie präsentierte und verkaufte von da an mit ihrer eigenen Agentur Pelzmode deutschlandweit in Kaufhäusern, wo Models den Kundinnen die Kleidung vorführten. Der Einkauf führte M. zu vielen Messen; auf einer davon lernte sie ihren künftigen Lebenspartner kennen. „In den besten Zeiten arbeiteten für mich bis zu 120 Handelsvertreter“, erzählt M.

„Wir hatten ein gutes Leben, sind viel gereist und konnten uns was leisten“, sagt sie. „Ich hatte aber auch immer Geld beiseitegelegt. Ich wusste ja, dass ich mal nur eine kleine Rente erhalten werde“, sagt sie.

Doch dann erlitt „die große Liebe ihres Lebens“ nach zehn Jahren des Zusammenseins einen Schlaganfall. M. pflegte von da an ihren Lebensgefährten, bis er im Alter von 58 Jahren verstarb. In dieser Zeit habe sie notgedrungen das Geschäft einer Vertretung übergeben. „Von da an ging es nach 26 Jahren mit der Agentur bergab.“ Zudem habe der Verkauf des Geschäfts nicht wie vorgestellt geklappt. Am Ende habe die Insolvenz gestanden.

Zu allem Unglück habe sich danach herausgestellt, dass die Gewissheit, wenigstens im Alter finanziell abgesichert zu sein, trügerisch war. „Das ganze Gesparte wurde auf Empfehlung des Bankberaters in Immobilienfonds mit hohem Renditeversprechen angelegt. Ich wusste nicht um das Risiko. Aber mit einem Mal war alles Geld futsch“, sagt M.

Seit ihrem 65. Lebensjahr lebt sie von Grundsicherung. Seit 2019 erhält M. von der FR-Altenhilfe zu Ostern und Weihnachten eine Zuwendung. „Das Geld spare ich immer für den Januar, wenn Hausrat- und Autoversicherung fällig werden“, so M. Mit dem kleinen und betagten Wagen könne sie noch etwas mobil sein, sagt die in Neu-Isenburg lebende Frau. 

„Früher jonglierte ich mit mehr als hundert Vertretern, heute tue ich es mit meinem eigenen Leben“, sagt sie und bemerkt dennoch zufrieden: „Aus den alten Zeiten sind mir immerhin noch viele Freunde geblieben.“ Detlef Sundermann