Bild: Bernd Fickert

Arbeit macht das Leben von Arnold B. (Name geändert) aus – auch heute noch, obwohl er nun kein Geld mehr dafür bekommt.

Einst baute er eine Firma auf, in der er bis zu 15 Personen beschäftigte. Doch dann hätten andere Unternehmen ein ähnliches Produkt wie seines hergestellt und für jedermann auf den Markt gebracht, erzählt B. Die Bilanz am Ende: Konkurs, schwerer Rückenschaden und Altersarmut.

Eingefärbtes Silikon für Kachelfugen sei in den 1970er Jahren wie das Material selbst die Sensation bei Bau und Renovierung von Bad und Küche gewesen, sagt B. Gut 25 Jahre war er mit diesem Produkt unterwegs.

Eigentlich hatte er Biologie und Chemie studiert, doch dann zeigte ihm der Vater einer seiner Nachhilfeschülerinnen eine andere Perspektive auf. „Er sagte, dass das Studium eine brotlose Kunst sei und bot mir eine Arbeit als Selbstständiger in seinem Unternehmen für Bauchemie an“, sagt B. Er habe gutes Geld verdient und sich Wohnung und Auto leisten können.

1975 gründetet B. seine Firma. „Ich war europaweit unterwegs und hatte viel zu tun“, sagt er. Als der Betrieb 2010 in Konkurs ging, sei das Produkt von der Konkurrenz längst zu einer Ware gemacht worden, die in jedem Baumarkt erhältlich gewesen sei.

Er habe nicht nur produziert und verkauft, sondern auch auf großen Baustellen die Anwendung des Materials erläutert. An manchen Neubauprojekten hätten er und seine Leute gleich die Verfugungsarbeiten in den Badezimmern ausgeführt, was der Firmenkasse gut bekommen sei, seinem Rücken allerdings nicht.

„An Rücklagen und Altersversorgung habe ich nicht gedacht“, sagt B. Arbeiten, ständig unterwegs sein, das ließ B. keine Zeit, an eine Frau und eine Familie denken. „Ich war höchstens am Wochenende zu Hause“, sagt er.

Mit der Firmenschließung änderte sich das. „Wegen des Rückenschadens wurde ich vom Arbeitsamt gleich aussortiert“, sagt B. Er sei heute zu 80 Prozent schwerbehindert. Der gebürtige Frankfurter lebt nun in Bad Homburg in einem kleinen Appartement in einem Altenheim.

Seine Grundsicherung verlange ein sparsames Leben. Zur Tafel will er dennoch nicht gehen. „Ich kann relativ gut kochen und kann auch aus wenigen Zutaten ein ausreichendes Essen zubereiten“, sagt B.

Seit 2017 erhält er von der FR-Altenhilfe zu Ostern und Weihnachten eine Zuwendung. Mit dem Geld könne er sich etwa eine Spezialbrille leisten, um Sehstörungen zu kompensieren, an denen er seit einem Unfall leide.

Egal wie seine Lebensumstände sind, Ruhestand kennt B. nicht. In der Wohnanlage habe er daher gern den Job „Mädchen für alles“ übernommen. Er schaut vorbei, wenn jemand Probleme mit dem Fernseher hat, mit Formularen nicht klarkommt oder ein Bewohner oder eine Bewohnerin Ärger mit einem Amt hat.

„Von Berufs wegen ärgere ich mich gern mit Behörden herum“, sagt B. mit einem Schmunzeln. Detlef Sundermann