Bild: Christoph Boeckheler

In jungen Jahren war Victor D. (Name geändert) zumeist flott und viel unterwegs. Heute dagegen heißt es für ihn: „Sooft es geht, gehe ich raus, aber ich mache alles sehr langsam.“

Das liegt weniger an seinem Alter von 80 Jahren. Der gebürtige Frankfurter leidet seit Jahren an COPD, einer chronischen Lungenkrankheit. „Eigentlich bräuchte ich eine besondere Ernährung, um den Gewichtsverlust durch COPD zu stoppen“, sagt er. Mit seinen 48 Kilogramm wiege er knapp zehn Kilogramm zu wenig.

Die Grundsicherung im Alter reiche nur für das Nötigste, auch weil er etwa für Medikamente in Vorleistung treten müsse. „Mir graut es schon wieder vor der Monatsmitte“, sagt Victor D.

Mit seinen zwei Brüdern habe er eine schöne Kindheit erlebt, berichtet er. Nach der Volksschule machte er eine Ausbildung im Lebensmittelhandel. „Bei Feinkost Schreiber am Opernplatz, eine der ersten Adressen für Delikatessen“, wie D. betont. Er heiratete, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Im Laden stehen, war letztlich doch nicht sein Traum. D. machte den Personenbefördungsschein und sorgte als Taxifahrer für den Lebensunterhalt, 16 Jahre lang. „Autofahren hat mir Spaß gemacht, und es ist doch schön, wenn man mit seiner Leidenschaft Geld verdienen kann“, erklärt er den Wechsel.

Anfang der 1980er-Jahre verdunkelte sich für ihn der Himmel, die Ehe ging in die Brüche. „Danach versuchte ich im Ausland mein Glück“, erzählt D. Dann sei die Mutter pflegebedürftig geworden. Victor D. kehrte nach Frankfurt zurück und pflegte sie viele Jahre lang. Zudem wurde er ihr gesetzlicher Vertreter.

Die Pflege habe den Tag so sehr ausgefüllt, dass an Arbeiten nicht zu denken gewesen sei. Die fehlende Renteneinzahlung bekommt er heute in Form der Altersarmut zu spüren. So muss D. sich nicht nur bei den alltäglichen Dingen bescheiden geben.

Mit seiner kleinen Wohnung in Frankfurt sei er zufrieden, aber sie liege im zweiten Obergeschoss und sei nur über die Treppe zu erreichen. „Zweimal muss ich beim Hinaufgehen pausieren“, sagt D. Er benötige eine andere Wohnung. „Aber mit meinem Einkommen ist das in Frankfurt unmöglich“, sagt D.

Seit zwei Jahren erhält Victor D. Zuwendungen von der Altenhilfe der Frankfurter Rundschau, die ihm sehr hilft, wie er sagt. Das Geld verwende er vor allem für „Extra-Lebensmittel, um das Gewicht zu halten“. Detlef Sundermann