Bild: FR-Altenhilfe

Clarissa C. hat ihr Leben lang als Buchhändlerin in Vollzeit gearbeitet – bis sie mit 60 Jahren an Krebs erkrankt ist.

„So hat die Misere begonnen“, erzählt die heute 72-jährige Rentnerin aus dem Kreis Offenbach. Die Jahre vor ihrer Erkrankung war sie selbstständig mit eigener Buchhandlung. „Da habe ich nicht genug in die Rentenkasse eingezahlt“, erzählt Clarissa C. So fällt ihr Rentengeld gering aus, und sie bezieht Grundsicherung.

Ihr Geschäft hat sie wegen der Krankheit geschlossen, da der Weg zur Genesung zwei Jahre dauern würde. Aushilfen hätte sie sich als „Eine-Frau-Unternehmen“, wie sie sagt, nicht leisten können.

Nach ihrer Krankheit hätte sie gerne als Angestellte weitergearbeitet. „Ich halte mich für eine tolle Buchhändlerin mit viel Erfahrung“, erzählt Clarissa C. und lacht. „Aber durch Krankheit und Schwerbehindertenschein wollte mich niemand anstellen.“

Sie hat jedoch Verständnis für die fehlende Bereitschaft der Unternehmen. „Viele Buchhandlungen im Ort sind klein und haben Probleme wegen der großen Konkurrenz. Dass sie mich nicht anstellen wollen, kann ich verstehen.“

So sitzt Clarissa C., seit sie 60 Jahre alt ist, zu Hause. Trotzdem ist sie optimistisch: „Ich versuche, meinem Leben einen Sinn zu geben. Ich gehe für meine älteren Nachbarinnen einkaufen oder besuche sie, um einen Kaffee zu trinken“, erzählt die Rentnerin. „Es ist ein befriedigendes Gefühl, gebraucht zu werden.“

Der Kontakt zu den Kund:innen fehle ihr aber, und sie fühle sich häufig einsam. „Ich lebe schon lange alleine. Durch die Arbeit in der Buchhandlung hatte ich ein ganz anderes soziales Umfeld“, sagt sie. „Da fehlt es manchmal, dass mich jemand mal in den Arm nimmt.“

Beschweren möchte sich Clarissa C. trotzdem nicht. „Ich habe zu essen, ein Auto, Klamotten, eine Wohnung und viele Bücher, die ich noch nicht gelesen habe“, sagt die Rentnerin.

Auf die FR-Altenhilfe hat sie ein Angestellter bei der Stadt aufmerksam gemacht, als die 72-Jährige sich die Reparatur ihrer Waschmaschine nicht leisten konnte. Die finanzielle Unterstützung beschreibt sie als „große Freude“. Sie helfe ihr, die „großen Rechnungen“ zu bezahlen. Dazu zählen die Autoversicherung oder die Heizkosten.

„Vor Weihnachten ist die Altenhilfe das größte Weihnachtsgeschenk. Zu wissen, dass die Rechnungen erstmal abgedeckt sind, hilft mir beim Aufatmen“, sagt Clarissa C. „Das ist mir wichtiger als Kleider zu kaufen.“ Gülsah Zeytin