Mit seinen 75 Jahren gibt es für Oliver M. (Name geändert) noch keinen Rückzug in die Alterspassivität. Seine Hobbys Malen, Chorsingen oder Wandern pflegt er, auch wenn er dafür kaum Geld übrig hat.
Zu spät ist er in seiner Berufszeit in eine feste Anstellung gekommen. Seine Rente liegt unter dem Existenzminimum. M. erhält daher zusätzlich Grundsicherung, gleichwohl er als Lehrer gearbeitet hat.
„Ich war das jüngste von fünf Kindern in der Familie, die im Krieg aus Ostpreußen geflüchtet war“, erzählt Oliver M. Er sei somit das Nesthäkchen gewesen, das „nicht die ganz große Strenge der Eltern erfahren hat“, sagt der Wahlfrankfurter.
Im Nachhinein habe sich dies jedoch nicht zu seinem Vorteil ausgewirkt. „Ich hatte lange Zeit kein Verhältnis zum Materiellen“, sagt der Senior. Auch war M. „kein guter Schüler“. Auf dem Gymnasium hat er zwei Mal eine Klasse wiederholen müssen. „Dennoch habe ich es irgendwie zum Abschluss geschafft“, sagt Oliver M. mit einem Lächeln.
Nach Schule und Lehramtstudium gab es für M. kein von ihm selbst gesteckten, geraden Lebensweg, der mäanderte eher. „Ich bin danach Taxi gefahren und habe ganz viel renoviert“, sagt Oliver M. Bei dem geringen Verdienst sei kaum was in die Altersvorsorge geflossen.
Erst als M. mit Ende 40 Vater wird, erfolgt der berufliche Wandel. Er beginnt ein Referendariat, um Pädagoge zu werden. „Fünfzehn Jahre war ich als Lehrer in der Mittelstufe tätig“, erzählt Oliver M. Er sei nicht mehr verbeamtet worden, sonst wäre sein Altersgeld heute auskömmlicher, bedauert er.
Oliver M. erhält seit 2020 Zuwendungen aus der Altenhilfe der Frankfurter Rundschau. „Ich bin sehr froh darum. Mit dem Geld lassen sich Ausgaben machen, die sonst nicht möglich wären“, sagt M.
„Ich besitze ein altes Auto, dass ich liebe und pflege, aber bald ist der TÜV fällig“, berichtet der 75-Jährige. Ohne freundschaftliches Aushelfen wäre das Fahrzeug für M. nicht leistbar. „Ein Mechaniker hilft bei Reparaturen, ich revanchiere mich mit Arbeit bei ihm, etwa mit Renovieren“, sagt er.
Oliver M. resümiert, er habe „viele und gute Freunde“, das sei doch auch etwas wie Reichtum. Detlef Sundermann