Bild: Christoph Boeckheler

Manchmal ist das Geld schon am 20. Tag des Monats aufgebraucht. Für Arne L. ein Problem, das er schon sein Leben lang kennt: „Ich kann damit nicht umgehen.“

Seine Mutter, einst erfolgreiche Kioskbetreiberin, habe ihn verwöhnt und ihm immer Geld zugesteckt. Heute, mit seiner kleinen Rente samt Wohngeldzulage, sind diese Zeiten passé.

Im Monat habe er etwa 350 Euro zur Verfügung, sagt der gebürtige Rüsselsheimer. Die Unterstützung der Altenhilfe ist deshalb für Arne L. ein Grund zur Dankbarkeit. „Der Einkaufsgutschein war wie ein Sechser im Lotto!“

Damit kennt sich der 76-jährige Flörsheimer aus – noch immer spielt er Lotto, hofft auf den großen Gewinn. Gesundheitlich geht es dem gelernten Blumen- und Zierpflanzengärtner nicht gut: Lunge, Herz und Rücken sind lädiert, 17 Tabletten muss er täglich nehmen.

Dass die Mitarbeiterinnen der Caritas regelmäßig in seine Eineinhalbzimmerwohnung kommen und ihn pflegen, ist eine Wohltat für den Mann, der sich früher eine „nagelneue“ Münch Mammut leisten konnte. Das Motorrad ist längst weg, er hat nur noch wenige soziale Kontakte. „Ich hocke viel daheim.“

Gesellschaft leisten ihm die Meerschweinchen Max und Moritz, „die mir geschenkt wurden, damit ich keine Dummheiten mache“. Das Verhältnis zu seiner Schwester ist zerrüttet, aber mit seinem Ziehsohn telefoniert der Ruheständler regelmäßig.

Von den beiden gescheiterten Ehen erzählt er ungern, lieber von der sorglosen Jugend und dem sprunghaften Leben. Er steigt in den 1970ern beim väterlichen Taxibetrieb ein, arbeitet dort „zehn Jahre lang schwarz“. Der Vater stirbt früh, eine Alkoholfahrt kostet Arne L. den Führerschein, es folgen „15 verschiedene Arbeitsstellen“ – etwa als Lagerist, Hausmeister, Zeitungsausträger und Gärtner.

Im 60. Lebensjahr wird er mit Pflegestufe 3 in den Ruhestand verabschiedet. Früher sei er zum Angeln gerne an den Dyckerhoffsee gefahren, sei auch Mitglied im ansässigen Angelverein, auch die Ausrüstung habe er noch. Aber ihm fehle derzeit die Motivation.

Lichtblicke sind für ihn die Caritas-Betreuung und das Altenhilfe-Engagement. „Endlich konnte ich mir eine neue Matratze leisten.“

Arne L. trauert den wilden Jahren nicht hinterher und freut sich heute auch über die kleinen Dinge: „Unlängst habe ich zwölf Euro im Lotto gewonnen!“ Olaf Velte