Im verflixten siebten Jahr war es mit der Liebe endgültig vorbei. Eigentlich schon früher, aber dann war Zeit für den Schlussstrich.
Ganz pragmatisch, „besser so, wenn’s anders halt nicht sein soll“, sagt Kathrin H. im Rückblick. Ungefähr 50 Jahre liegt das zurück, so hat sie es immer gehalten mit den Rückschlägen in ihrem Leben, auch nach dem Schlaganfall, als sie 63 Jahre alt war.
Nicht gejammert, gemacht, was geht, das Schicksal angenommen, sich abgefunden damit, was da so über sie kam, auch die Flugzeuge, die täglich über Flörsheim donnern und höllischen Lärm über die Stadt schütten.
Mit 19 ist Kathrin H. plötzlich schwanger, hat natürlich geheiratet. Die Lehrzeit hat sie zuvor beendet, sie ist jetzt Einzelhandelskaufmann, so steht es im Lehrvertrag. Lebensmittelgeschäft Flesch, ein echter Tante-Emma-Laden Anfang der 1960er Jahre. Da werden die Leute noch bedient und beraten.
Ein guter Platz für das „Flerschemer Mädchen“, das sie auch mit 78 Jahren noch ist. Im Anschluss folgte eine Anstellung im Lebensmittellager: abgepackt, ausgepreist, was halt dazugehört. Als der Bub kommt, ist sie 20 Jahre alt, als der Mann geht, sieben Jahre älter.
Kathrin H. ist geblieben. Immer, „mich hat nix anderes weggezogen“, sagt sie, hat aber auch keinen mehr reingelassen für die Liebe. Auf Unterhalt für sich hat sie verzichtet, nur für den Bub hat der Ex bezahlt.
Arbeit war nur stundenweise drin, putzen anfangs, in Haushalten, in der Volksschule Flörsheim. Jahre später kehrt sie zurück in den gelernten Job, beim HL in der Fleischabteilung.
Das Leben rauscht vorbei, das Arbeitsleben beendet ein Schlaganfall, als sie 63 ist. Der rechte Arm war so komisch, den Fuß konnte sie nicht bewegen, ein bisschen Sprachstörung, Kathrin W. nimmt ihr Schicksal wie immer an.
Zwanzig Stunden liegt sie rum, bis eine Freundin mit Schlüssel für die Wohnung sie findet. Sie hat Glück, hat gemacht, was geht, in der Reha und zu Hause.
Seit sechs Jahren lebt das Mädchen aus Flörsheim in einer altersgerechten Wohnung, mit kleiner Rente und Grundsicherung, ist von Herzen dankbar für die Unterstützung der FR-Altenhilfe, die ihr geholfen hat, eine Waschmaschine und ein Hörgerät zu finanzieren.
Die Pflege kommt jeden Tag vorbei, aber noch ist sie auch allein unterwegs in ihrem Kiez. Beispielsweise zum Mittagessen im Mehrgenerationenhaus oder an jedem letzten Donnerstag im Monat, dann treffen sich meist ältere Frauen im Café Vielfalt zu unterschiedlichen Aktivitäten. Jürgen Streicher