Bild: Michael Schick

Ob es sein Pech oder sogar sein Glück war, dass er nicht angeschnallt war, das lässt sich mehr als 50 Jahre danach nicht so genau sagen. Klar ist, dass der Unfall sein Leben geprägt hat.

Der Sturz eine steile Böschung bei Idstein hinunter hat Spuren hinterlassen. Beifahrer war der junge Dieter A. damals, kaum 19 Jahre alt, hatte selbst keinen Führerschein und hat ihn danach auch nie mehr gemacht.

Hinten durch die Rückscheibe wurde er herausgeschleudert und schwer verletzt. Danach hat er viel Zeit im Krankenhaus verbracht. Beine kaputt, Wirbelsäule, die Spätschäden spürt er noch heute, etwa weil ein Bein kürzer ist als das andere.

Der Unfall hat einiges kaputt gemacht, er hatte hohe Ausfallzeiten im Beruf, „teilweise ging gar nichts“. Auch das wirkte sich negativ auf die spätere Rente aus.

Dieter A. lernt Industriekaufmann in einem Betonwerk. Wiesbaden und vor allem der Stadtteil Schierstein bleiben auf ewig seine Heimat. Büro war aber „nie so wirklich“ sein Ding, stellt er fest.

Später wechselt er zu Henkell; Lager, Logistik, Disponent nennt er als Stichworte für die letzten 20 Jahre im Arbeitsleben. Das Schlimmste sei dieser ewige Schwindel im Kopf, erzählt er.

Früher hat er viel geraucht, über Jahrzehnte, dann kamen die Probleme mit dem Herz, zwei Infarkte, zwei leichtere Schlaganfälle, seit 18 Jahren ist er clean, kein Nikotin mehr. Der Schwindel kommt trotzdem, seit zehn Jahren schon.

A. ist jetzt 74 Jahre alt, im Körper hat er Arthrosen, er ist nicht mehr gut zu Fuß, braucht für jeden Gang einen Stock oder Rollator. Das klappt aber ganz gut, mit dem Bus kommt er schnell in die Innenstadt zu den Ärzten, bei 90 Prozent Schwerbehinderung bekommt er das Ticket gratis.

Dieter A. hat auch Glück. Mit der Frau etwa, die ihn seit 40 Jahren durchs Leben begleitet. Er braucht bei vielen Dingen Hilfe. Sie ist zehn Jahre jünger als er, sie übernimmt seine häusliche Pflege, auf Stufe 2 ist er eingeordnet. Das bringt ein paar Euros in die knappe Kasse, seine schmale Rente und die Grundsicherung würden nicht reichen.

Auch die FR-Altenhilfe ist ein Glück für den Mann, eine „feine Sache“ sei diese Unterstützung für ihn. Den Tipp hat er „vom Amt“ bekommen, dafür ist er dankbar. Acht Zähne werden demnächst neu gemacht, da muss er zuzahlen, und eine neue Brille ist durch die Verschlechterung der Sehqualität auch schon wieder fällig.
Jürgen Streicher