Sabine Fischmann und Michael Quast schlüpfen von einer Rolle in die nächste. Leopold, Josepha, Wilhelm, Brigitte.
Es geht hin und her, doch den beiden gelingt es, die Kulisse des österreichischen Wolfgangsees und das Hotel „Im weißen Rössl“ auf die Frankfurter Bühne zu holen. Und während Quast inbrünstig „Zuschau’n kann i net“ singt, macht das Publikum genau das mit Freude.
Es ist das dritte Mal, dass die FR-Altenhilfe die Menschen, denen sie auch mit einem Oster- und Weihnachtsgeld unter die Arme greift, in die Volksbühne in der Frankfurter Innenstadt einlädt. Nicht alle sind noch so mobil, um einen solchen Ausflug bewältigen zu können. Doch jene, die es können, schätzen das Highlight in der Vorweihnachtszeit.
Gut 290 Menschen hatten sich angemeldet, davon ein Teil aus Wohnanlagen der Arbeiterwohlfahrt, mit der die FR-Altenhilfe ein gutes Verhältnis pflegt. Und weil der Volksbühnenbesuch ein solcher Höhepunkt ist, verwundert es nicht, dass die ersten Gäste schon eine halbe Stunde vor Einlass im Großen Hirschgraben eintreffen.
Ein Männertrio war bereits im vorigen Jahr bei der Zauberlehrling-Aufführung dabei und empfindet diesen Besuch als etwas ganz Besonderes. Es ist das einzige Mal im Jahr, dass sie ins Theater können.
Ähnliches gilt für eine 75 Jahre alte Beihilfeempfängerin. Auch sie gehe im Alltag nicht auf Kulturveranstaltungen wie Oper oder Theater. Dafür habe sie kein Geld.
Der Nachmittag in der Volksbühne aber dient nicht nur der Unterhaltung, sondern ist auch gut, um unter Leute zu kommen. „Ich bin ganz schön einsam“, gesteht die seit zwölf Jahren verwitwete Frau. Ihre Eltern und weitere Familienmitglieder seien bereits verstorben, und mit anderen könne sie keine Probleme besprechen: „Sie verurteilen dich gleich.“
Das Alleinsein wird zumindest für ein paar Stunden in den Hintergrund treten. Sie habe große Erwartungen an das Stück und freue sich, zum ersten Mal in der Volksbühne zu sein.
Im Saal begrüßt Michael Bayer, Chefredakteur der FR und Vorstandsmitglied der FR-Altenhilfe, das Publikum mit einem breiten Lächeln. Auch er habe sich schon Tage zuvor auf die Veranstaltung gefreut: „Weil Sie froh sind und Spaß haben.“
Dann kommen das Schauspielduo und der Pianist regelrecht auf die Bühne gesprintet. Nach und nach taut das Publikum auf, spendet Applaus und klatscht bei einigen Titeln sogar mit. In der Pause sagt eine Frau: „Die bringen einen so richtig in Schwung!“ Steven Miksch