Ein kurzer Brief zum langen Abschied von Bornheim könnte ihren größten Weihnachtswunsch erfüllen. Wenn das Richtige drinsteht.
Dass sie die so sehr erhoffte Sozialwohnung im Riederwald bekommt. Da wohnt die letzte beste Freundin von Barbara O., da würde sie gerne in einer bezahlbaren Sozialwohnung noch ein paar schöne Jahre verbringen.
Das würde auch Lubi gefallen, dem „Wischiwaschi-Hund“, in dem vom Schäferhund bis zum Dackel alles drinsteckt. Den hat sie von der allerbesten Freundin geerbt, auf dem Sterbebett bat diese um Asyl für Lubi.
Es sind zu viele Freundinnen und Bekannte im Umfeld gestorben, auch die Schwester, fast alle jünger, und Barbara O. ist gerade erst 70 geworden. Die Einsamkeit ist größter Gegner beim Älterwerden, das macht sie oft zum Weinen traurig.
Seit 40 Jahren lebt sie in einer Zweizimmerwohnung in Bornheim, stets allein. Seit damals, als ihre Reisejahre der Jugend zu Ende waren und sie ein Lager fürs Leben in der Heimat gesucht hat. Kinder, Familie, das wäre schon schön gewesen, „aber das hat sich nie ergeben“, sagt Barbara O. im Rückblick.
Sie hätte heiraten können, aber sie wollte keinen „Säufer, Spieler, Hallodri“. Verliebt ja, verheiratet nie, mit dem Richtigen hat sie das Schicksal nicht beschenkt.
Sie selbst hat das Elternhaus früh verlassen, aber nicht im Streit. Das war Anfang der 70er Jahre so. Die zwei Jahre ältere 18-jährige Schwester hatte eine eigene Wohnung, da ist sie bald eingezogen, die Eltern fanden das in Ordnung.
Barbara O. hat eine Lehre bei der Bank gemacht und auch abgeschlossen, danach aber bald „alles hingeschmissen“, es war ihr einfach zu trocken. Sie wollte raus, wollte die Welt sehen, hat hier und da gearbeitet, um sich Reisegeld zu verdienen, war kurz auf einer Schauspielschule und hat in einem Imbiss gejobbt.
Mit 25 ist Barbara O. losgezogen, drei Jahre später war ihr Trip zu Ende. Den Traumprinzen hat sie nicht gefunden, weder in Brasilien noch in Venezuela, auch nicht auf den Bahamas, wo sie ein Jahr in einem Hotel gearbeitet hat.
Es war eine schöne Zeit, die Bilder schaut sie sich immer wieder gerne an, die großen Lebensfragen beantwortete die Reise nicht.
Und jetzt, 40 Jahre Bornheim später, steht sie mit leeren Händen dar. Als Masseurin und Physiotherapeutin hat sie im eigenen Laden gearbeitet, später in ihrem Café. Selbstständig, nix für die Rente eingezahlt, nix zurückgelegt. Rund 150 Euro Rente kommen da jetzt rum, Barbara O. lebt von Sozialhilfe.
Um die 300 Euro im Monat bleiben übrig für Essen und Kleidung und Straßenbahn, für Hundefutter und … Sie geht zur Tafel, „da kennt man viele“. Lebt ohne Computer, hat wenig Kontakt zur Außenwelt, nur durch Radio, TV und ihr Handy.
Deswegen wünscht sie sich so sehr die Wohnung im Riederwald. Kleine Wünsche kann sie sich mit Unterstützung der FR-Altenhilfe erfüllen. Für sich ein neues Handy, für Lubi ein hübsches Halsband mit Geschirr. Jürgen Streicher