Bild: Renate Hoyer

Für Stella D. ist ihr Name hier in diesem Text immer auch ihr Leitbild im Leben. „Ja, manchmal hat er geleuchtet, der Stern, manchmal eben nicht.“

So ist das halt mit den Sternen, aber da sind sie immer, wenn man sie in sich trägt. „Ich nehme alles positiv, man lernt auch aus dem Negativen. Schenke ich einem Menschen ein Lächeln, kommt es auch meist zurück.“

Das erlebt die 73-jährige Stella D. immer wieder, es gehört zu ihrer Philosophie, den Sternen in ihrem Leben und damit auch der Sonne stets eine Chance zu geben.

Was für ein Leuchten, als 1971 die Tochter geboren wurde. Ein Stern, eine Sonne, ein Engelchen. Da war Stella D. 19, „jung und unerfahren“. Sie hat noch schnell geheiratet in der Schwangerschaft, ihren Profifußballer, der schon bald von Offenbach nach Berlin weiterzieht, dann nach Lüttich.

Die kleine Familie zusammen, eine gute Zeit. Sie selbst war drei Jahre, als sie mit Mutter und vier Geschwistern aus Halle nach Offenbach kam und zum ersten Mal ein neues Leben beginnen musste. War eher ein schüchternes Kind in der Schule, hat spät gelernt, dass Selbstbewusstsein ihr wichtigster Anker ist.

Schaufensterdekorateurin wollte sie werden nach der Volksschule, eine Lehre als Verkäuferin hat sie gemacht. Sie landete beim Kaufhof in der Schuhabteilung, später bei Karstadt, zuletzt in einer Boutique und war „stolz auf die Eigenleistung“.

Bis ein Stern nicht mehr leuchtete. Im siebten Jahr war es vorbei mit der Liebe. „Es hat nicht funktioniert, mein Selbstvertrauen wurde angegriffen, ich bin gegangen.“

Eine Tür schließt sich, eine andere geht auf. Dieser Idee bleibt sie treu. „Ich hatte gar nichts, stand mit nichts da. Das macht stärker“, sagt Stella D. im Rückblick.

Sie kommt mit ihrem Kind bei einer Freundin unter, bald hat sie eine kleine Wohnung, der Ex-Mann zahlt Unterhalt für das Kind. Ihre Zukunft beginnt in Mühlheim. Stella D. steigt um auf Aerobic und Kampfsport, betreibt ein Fitness-Studio, Selbstverteidigung für Frauen ist auch im Angebot.

Rund 20 Jahre ist sie mit einem neuen Mann liiert, als er sie übers Ohr haut, mit einer geforderten Unterschrift für eine faule Investition, muss sie sich selbst verteidigen. „Das war ohne Respekt, da habe ich mir selbst den Strick gezogen.“ Sie kündigt ihm fristlos, steht mit leeren Händen da.

Mit 49 Jahren beginnt für Stella D. der Weg in die Altersarmut. Mit den 400-Euro-Jobs kommt sie nicht über die Runden, sie braucht Grundsicherung und Wohngeld zum Überleben.

Viele Deko-Sterne und Porzellan-Engel hat sie schon in der Wohnung, zum Glück kommen dann aber zwei lebendige Engel vorbei. Ein Enkelchen von der Tochter und ein Mann von der Stadt, der den Kontakt zur FR-Altenhilfe herstellt. „Ein guter Mensch, ein Engel“, sagt Stella D.

Die Unterstützung an Ostern und Weihnachten hilft ihr seit Jahren in größter Not. Dafür ist sie dankbar. „Ein tolles Team, sind alle Gold wert.“ Jürgen Streicher