Der Gustavsburgplatz im Gallus, mit Parkanlage und dem „Gusti“ in Reichweite, ist ein Anlaufplatz für Henning A. im Alltag.
Nicht weit entfernt hat er eine Wohnung mit Balkon, es ist sein Kiez, in dem er sich wohlfühlt. Chefin und Chef vom „Gusti“ kennt er gut, da kümmert er sich um die Reinigung der Außenanlage, verdient sich ein paar Euro.
Das „Gusti“ ist für manch einen auch ein bisschen Familie. Und je nach Sicht Kultur-Kiosk oder Stadtteiltreff. Henning A., der seit 20 Jahren keine Lust mehr hat, nach wiederholtem Frust im Arbeitsleben noch einmal richtig anzugreifen, verbringt viel Zeit hier.
Mit Foto annonciert er auf einem Zettel aber auch, dass er sich als „Handwerksmeister in Rente“ für Arbeiten im Bereich Heizung, Sanitär, Elektro anbietet.
Das Handwerk war über viele Jahre sein Metier, aber auch sein Fluch. Die Wurzeln in Frankfurt werden schon früh zerrissen, als die Mutter die Scheidung einreicht und nach Bad Kreuznach umzieht.
Henning A. wächst in zwei Welten auf. Beim Vater, der als Taxifahrer und Filmvorführer in der „Lichtburg“ im Bahnhofsviertel arbeitet, sieht er in Jugendjahren alles, was die Kino-Welt bietet, Italo-Western, James Bond und Sex-Filme, in Mutters Welt macht er eine Lehre in der Sanitär/Heizung-Branche und legt später in Köln sogar noch den Meister drauf.
Die Zeit der Arbeit fasst Henning A. kurz. Er war „ein paar Mal selbstständig im Installationsgeschäft“, mit drei Leuten sogar, am fehlenden Eigenkapital oder zahlungsunfähigen Kunden ist das Projekt stets gescheitert. „Es hat immer nicht so funktioniert“.
A. misslingt auch die Leitung eines Unternehmens für Dienstleistungen in Mainz, später gibt es Ärger mit den Behörden im Zusammenhang mit einer Autowerkstatt für ausländische Fahrzeuge. Mit 46 steigt er aus, hat einfach „keine Lust“ mehr.
Seine einzige Ehe ist wie die der Eltern schon nach wenigen Jahren gescheitert. Selbstständig oder Grundsicherung, er entscheidet sich für Hartz IV. Rund 500 Euro monatlich bleiben ihm seitdem zum Leben, ein paar Euro kann er immer mal dazuverdienen, die Miete übernimmt das Amt.
Jetzt ist er 67 Jahre alt und will nun doch mal einen Rentenantrag einreichen. Er freut sich auf Unterstützung der FR-Altenhilfe. Einen ferngesteuerten Mini-Helikopter mit Kamera hat er schon bestellt. Den lässt er dann im kleinen Park beim „Gusti“ kreisen und spielt dort mit den Kindern, die er alle kennt und die ihn kennen. Jürgen Streicher