Bild: Bernd Fickert

Das Glück im Leben von Sieglinde M. liegt weit zurück. Als Kind war sie glücklich, mit einem Markstück in der Tasche beim Waldfest im Heimatort.

Für 50 Pfennig hatte sie ein Los gekauft und einen Hauptpreis gewonnen. Einen Riesen-Teddy hätte sie haben können, aber sie nahm eine Bodenvase aus Keramik, für die Mutter.

Wenn man immer erst die anderen berücksichtigt, dann kommt man am Ende zu kurz. Eine bittere Erkenntnis für Sieglinde M., auch nach dem Ende ihrer Ehe. „Schluss, aus, Ende, er hat sich neu orientiert, wollte nicht mehr.“

Ihr Mann hätte sich nach 30 Jahren aus dem Staub gemacht, nur einen kleinen Versorgungsausgleich hinterlassen. „Die Scheidung hat fünf Jahre gedauert, das hat mich ziemlich runtergezogen.“

Sieglinde M. spricht bedächtig und leise. Kommt gerade mal wieder aus dem Krankenhaus, wie so oft in ihrem Leben. Jetzt darf sie zur Reha, nach Wiesbaden.

Die 74-Jährige ist in Bischofsheim geboren, bescheiden aufgewachsen, hier lebt sie auch heute noch. Frisörin hat sie in einem Salon in Fechenheim gelernt, dann schon mit 19 Jahren geheiratet, als die anderen auf die Piste gegangen sind.

Schon da ist sie oft wegen Krankheit ausgefallen, das zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben, eine Krebserkrankung während der Ehe hat besonders an ihr gezehrt.

Sieglinde M. ist 22, als ihr Sohn auf die Welt kommt, ihr einziges Kind. Ein Lichtblick, auch jetzt noch. Sohn, Schwiegertochter, Enkelin, „da kriegt man was zurück, die sind immer für einen da“.

Einfordern würde sie nie etwas, den Satz „Warum sagst du nie was“ höre sie immer wieder. Auch die zwei Jahre jüngere Schwester lebt noch in der Heimat und ist eine „bessere Freundin“.

Sieglinde M. ist nicht gesund, Geld hat sie nicht, nur eine Mini-Rente und Grundsicherung, zum Glück aber immer noch die Sozialwohnung bei der Baugenossenschaft.

Wenn Sieglinde M. von der FR-Altenhilfe spricht, kommt ein Strahlen in ihre leise Stimmlage. „So schön, dass es Menschen gibt, die diese Aktion unterstützen, das ist ein wunderbares Geschenk.“

Ein Licht im Leben zweimal im Jahr. Was sie davon kauft? Ein Weihnachtsgeschenk für die Lieben und für sich selbst vielleicht einmal einen Wochenendurlaub mit Übernachtung. Jürgen Streicher