„Die Mutti“ und ihr Enkheim im Frankfurter Osten waren stets der Mittelpunkt im Leben von Alexandra T. über nun fast 70 Jahre.
„Mich hat nix weggezogen“, sagt sie, für kein Geld hätte sie die Heimat verlassen. Hier ist sie aufgewachsen, hier war sie einfach immer, in guten wie in schlechten Tagen.
Und ist es auch jetzt noch, nun ohne die Mutti, die sie bis zu deren Tod vor 13 Jahren gepflegt hat. Und jetzt auch ohne ihren „Schatz“, der im letzten Jahr nach 35 Jahren als Paar gestorben ist. Er war erst 62, die Mutti wurde 89.
Der Vater ist jung, mit nur 39 Jahren gestorben, da wechselten die Vorzeichen im Leben von Alexandra T. vom Behütetsein zum Behüten. Ach, was war die Zeit schön als junges Mädchen. Einen schönen Garten gab’s da oben. Da hat der Opa ein kleines Häuschen gebaut in der Kleingartenanlage nahe bei der Hühnerfarm.
Mit Muttis Foxterrier ist sie da hochgelaufen zum Enkheimer Ried, hat mit einem Schulfreund Molche gefangen und wieder freigelassen, im Winter konnte man dort Schlittschuhlaufen. Ihre Welt war der Bereich zwischen der „Leuchte“, wo die Mutti ihr ganzes Leben verbracht hat, und dem Ried.
Alexandra T. hat den Realschulabschluss gemacht, danach Berufsfachschule mit Schreibmaschinenkursen. Mit 17 zur Dresdner Bank, Dokumenten-Abteilung, fünf Jahre. Das reicht heute für 249 Euro Rente.
Zehn Jahre hat sie „Echtschmuck und Modeschmuck“ verkauft, im freien Handel. Und ein paar Monate hat sie Pflegegeld bekommen, als sie die häusliche Pflege der Mutter übernommen hat.
Die Mutti ihr Leben lang in einer Genossenschaftswohnung, sie selbst ums Eck bei der Nassauischen Heimstätte, das war ihr Leben im Geben und Nehmen, in Dankbarkeit und Demut.
Als sie 33 war, kam ihr „Schatz“ dazu, „er hat alles gemacht für mich, heute bete ich jeden Tag zu seinem Bild“, sagt sie schluchzend, eigene Kinder bekam sie nicht. Das war schon klar, als sie an Krebs erkrankte.
Knappe 500 Euro im Monat hat sie heute, mit dem Geld „vom Amt“, die Wohnung wird bezahlt. In der Kleinfamilie war immer jeder für jeden da, so gut es eben ging.
Jetzt ist Alexandra T. allein in Enkheim, geht alle 14 Tage zur Kirche, für Kaffee, Kuchen und Gespräche mit der Pfarrerin. Die Unterstützung durch die FR-Altenhilfe ist ein weiteres Licht, für das sie dankbar ist: „Das ist für Notfälle.“ Jürgen Streicher