Für sich selbst brauche sie nicht viel, sagt Anja P. (Name geändert). Dass es die FR-Altenhilfe gibt, findet sie dennoch „ganz, ganz toll“. Und lässt ausrichten: „Ein Dank an die Spender!“
Das Geld aus der Zuwendung, die die 70 Jahre alte Frau seit zwei Jahren erhält, hält sie gut beisammen. „Man braucht es, wenn mal was im Haushalt kaputt geht“, sagt sie.
Aber ihr ist es auch sehr wichtig, dass sie sich gegenüber den Beschäftigten des Pflegedienstes, den sie ob der Pflegestufe 4 seit einigen Jahren benötigt, dankbar zeigen kann, etwa mit einer Einladung in die Eisdiele.
Der geringe Verdienst in den Berufsjahren, die Pflege der Eltern und die spätere Berufsunfähigkeit bescheren P. nur eine geringe Rente, zu der sie Grundsicherung obendrauf erhält.
Anja P. ist nicht nur in Frankfurt geboren worden, sondern lebt seit dem Ende ihrer beruflich wie privat turbulenten Jahre wieder in der Wohnung, in der sie aufwuchs. „Ganz liebe Eltern hatte ich und zwei Geschwister“, erzählt P.
Friseurin habe sie werden wollen. Die Ausbildung brach sie wegen eines Mannes ab. „Er hatte ein Lebensmittelgeschäft, wo ich im Verkauf arbeiten konnte“, sagt P. Die beiden heirateten, man machte sich zu einem neuen beruflichen Ufer auf. „Im Taunus übernahmen wir ein Gasthaus mit Pension“, so P.
Der Betrieb sei gut gelaufen, die Ehe hingegen immer weniger. Nach sechs Jahren stand die Scheidung an. P. machte sich wieder auf den Weg nach Frankfurt, ohne zunächst eine Arbeit und Wohnung zu haben. Einen Job habe sie dann in der Gastronomie gefunden.
Sechzehn Jahre arbeitete sie in der Branche als Kellnerin und hinter dem Tresen. Als die Mutter zum Pflegefall wurde, gab P. die Arbeit auf, um sich um sie zu kümmern. Ihr Vater war als „100-prozentig Kriegsbeschädigter“ dazu nicht in der Lage gewesen.
P. übernahm die häusliche Pflege bis zum Tod der Mutter. Der Vater war bereits Jahre zuvor gestorben. Für P. Anlass, wieder eine berufliche Tätigkeit aufzunehmen, diesmal mit Personalführung bei einem Dienstleister. Das schützte sie jedoch nicht vor einer tiefen Krise. „Nach dem Tod meiner Mutter stürzte ich in eine schwere Depression. Ich wollte einfach nicht mehr leben“, sagt sie mit stockender Stimme.
Sie begab sich über Monate in ambulante Behandlung. „Die Therapie tat mir gut. Sie bot mir die Chance, mein Leben wieder neu zu sortieren“, sagt sie. Allerdings nahm die Zahl der organischen Erkrankungen zu. Sie musste die Arbeit vorzeitig aufgeben.
„Wenn die Leute mich fragen, was haste denn, sage ich immer, frag’ mich lieber, was haste nicht“, sagt P. mit einem Lächeln. Jüngst sei der Krebs hinzugekommen. Wegen der körperlichen Schwäche kann sie sich ohne Hilfen nicht mehr fortbewegen. „Ich benötige einen elektrischen Rollstuhl. Mit meinen Händen könnte ich die Räder gar nicht bewegen“, sagt P. Detlef Sundermann