In eine „Rothaarige“ aus der DDR war er schwer verliebt. Eine schöne Zeit in jungen Jahren.
Sie lebt heute in Spanien mit ihrer Tochter von einem anderen Mann. Eine Tschechin wollte ihn heiraten, aber das war ihm zu heiß, da gab es noch einen Mann aus der politischen Szene im Hintergrund.
Darius B. spricht von seinem „bewegten Leben“, oh ja, wilde Zeiten. Bis in Frankfurt die Frau in sein Leben kam, in der Mitte seiner heute 76 Jahre, die alles veränderte. Und er die vermeintlich gerade Linie und die Liebe für immer verlor.
In der alten Heimat Belgrad hat Darius B. wichtiges Vertrauen verloren. In den Staat, in dem er als Jüngling nach der Schule keine Zukunft durch Arbeit gefunden hat. In die Mutter, die sich nur wenig gekümmert hat.
Jugoslawien Ende der 60er Jahre. Die ältere Schwester ist nach Deutschland gegangen, als er 14 war, drei Jahre danach nimmt der Vater den gleichen Weg und 1969 er selbst, noch vor seinem 20. Geburtstag. Die Mutter war keine Hilfe, sie blieb im heutigen Serbien zurück.
Darius B. zieht bisweilen ein düsteres Fazit: „Das ganze Leben allein Entscheidungen zu treffen, da habe ich versagt.“ Obwohl die Schwester auch in Frankfurt war und er mit dem Vater über Jahre in der gleichen Firma gearbeitet hat. Der Vater als Dreher, er als Fahrer eines Gabelstaplers und Lagerarbeiter.
Den Traum vom Maschinenbau-Techniker kann er nicht verwirklichen, er bleibt im Grundstudium hängen. Und all diese Träume von Weltraum und Lichtgeschwindigkeit, von Einstein und Philosophie, Hegel, Nietzsche und all dem, was so richtig spannend ist, bleiben wirre Träume.
Von Nietzsche hat er, dass es keinen Gott gibt und stärker der Wille ist, in seinem Leben spricht er von Schicksal. Darius B. verbringt sein Leben über viele Jahre im Auto, verdient gutes Geld als Taxifahrer. Für die Rente bringt das nicht viel, obwohl er 45 Jahre gearbeitet habe.
Mit Ausnahme der Zeit, wo er in das wirklich tiefste Loch gefallen ist, mitten im Leben. „Da ging’s bergab“, sagt er und meint das Scheitern seiner großen Liebe. Auf „persönliche Probleme“ folgen Depressionen, er verbringt Zeit in Kliniken, wird nie wieder der Alte. Jetzt lebt er allein in einer kleinen Wohnung im Nordend, ohne große Kontakte nach außen. Ist auch nicht mehr so gut zu Fuß, kann sich aber noch selbst versorgen.
„Meine Bücher sind mein Leben, und ich zeichne viel, auch draußen in der Stadt.“ Die Altenhilfe der FR ist ein Licht seit drei Jahren. Dafür ist er dankbar. „Diese Hilfe würde ich in Jugoslawien nicht bekommen.“ Dafür dankt er auch dem Gott, den es bei Nietzsche nicht gibt, und bittet um noch ein bisschen Gesundheit. Jürgen Streicher