Bild: Rolf Oeser

Vom „Existenzminimum“ spricht Felix W. und auch von den fünf Euro, die ihm täglich zur freien Verfügung bleiben.

Weil dem in München geborenen Mann vor kurzem der mit Eiter gefüllte Fuß aufgeschnitten wurde, hat sich seine Situation nochmals verschlechtert: „Ich musste 100 Euro an Zuzahlungen für Verbandsmaterial und Medikamente aufbringen.“ Seine Rente von monatlich rund 300 Euro wird durch Grundsicherung aufgebessert.

Felix W. wohnt nun in Zeilsheim, wo er seine beiden Zimmer mit gebrauchten Dingen eingerichtet hat. „Alles von der Straße – sogar Radio und Schallplatten.“

Mit Sparsamkeit und Wiederverwertung kennt sich der 75-Jährige aus, mehr als ein Jahrzehnt war er obdachlos, ist mit dem Fahrrad durch viele deutsche Landschaften gekommen. Rettungshäfen seien oft kirchliche Hilfswerke gewesen. „Da habe ich für andere Bedürftige gekocht und Frühstück gemacht.“ Stets habe er sich sauber gekleidet, Alkohol und Tabak gemieden.

Die seit vorigem Jahr gewährte Altenhilfe macht den zufriedenen Mann noch zufriedener. Froh ist er, dankbar. „Endlich mal Geld für gute Lebensmittel.“ Zu Weihnachten stehen neue Schuhe auf der Wunschliste.

Hadern mit seinem Schicksal kommt für den gläubigen Senior nicht infrage – vielmehr erzählt er gerne von seiner in Unterfranken begonnenen Lebensbahn. „Eine schwere Kinderzeit.“

Der Vater stirbt früh, der Stiefvater prügelt und bevorzugt die Stiefgeschwister. Kaum hat Felix W. die Volksschule beendet, reißt er aus und flüchtet zur Oma nach Stuttgart. Eine Mehlstauballergie sorgt für das baldige Aus der Konditorlehre.

Mit knapp 20 Jahren schließt er die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann ab, ein Horten-Kaufhaus wird zur Arbeitsstätte. Mit dem Konkurs der Horten-Gruppe geht es auch für Felix W. bergab.

Aushilfsjobs, die wenig Verdienst einbringen, folgen. Eine Frau in gut situierter Position nimmt ihn schließlich auf, bietet Taschengeld und Logis. „Der Haushalt war dann mein Bereich.“ Ohne Trauschein dauert das Glück volle zehn Jahre.

Als die Frau 2005 verstirbt, verliert er das süddeutsche Obdach und beginnt eine Odyssee, die in der Metropole am Main enden wird. Das Franziskustreff ist ihm zweite Heimat – „in Frankfurt bin ich gerne geblieben“. Dem 1950 geborenen Mann – längst verloren sind persönliche Dokumente – wird 2023 eine Wohnung in einem Altenpflegeheim zugewiesen.

Stolz verweist der 75-Jährige auf seine mediale Karriere. In München und Frankfurt hätten Zeitungen und Fernsehsender über seine Obdachlosigkeit berichtet, Interviews seien auch in diversen Kirchenzeitschriften nachzulesen. Olaf Velte