Bild: Michael Schick

Mitte der 1960er Jahre hat sich Greta B. selbstständig gemacht. Ein VW-Bus wird angeschafft, mit frischem Obst und Gemüse beladen und ins nahe Umland gesteuert. „Rund um Frankfurt war ich für einige Jahre als Straßenhändlerin unterwegs“, sagt eine Frau, die in diesen Tagen 80 Jahre alt wird und nun in Nidderau wohnt.

Während der Morgendämmerung sei sie damals zwecks Warenbeschaffung in die Frankfurter Markthalle gefahren, habe sich danach noch zu Hause um die Kinder gekümmert – „anschließend bei Wind und Wetter über Land, um mein Obst und Gemüse zu verkaufen“.

Eine Zeit, in der sich Greta B. längst von ihrem Ehemann getrennt hat, den dreifachen Nachwuchs alleine großzieht. „Unterhaltszahlungen von meinem geschiedenen Mann gab es nicht.“ Heute leben die Kinder in der Nähe und sind „meine Stützen im Alter“.

Bei 780 Euro Rente und etwas Grundsicherung gehören „Beschränkungen“ zum Alltag. „Am letzten Tag des Monats komme ich gerade so hin.“ Die Wohnungsmiete in dem Privathaus beträgt 490 Euro, auch Versicherungsbeiträge machen sich mit Blick auf den Kontostand regelmäßig bemerkbar. Noch leistet sich die 1939 in Pommern Geborene einen Kleinwagen. Da sie kaum laufen könne – „zwei neue Kniegelenke“ – sei das Auto die einzige Möglichkeit, mobil zu sein. „Sonst komme ich hier nicht weg.“ Der Kontakt zu Freunden, Bekannten und den Kindern bedeutet „Lebensqualität“.

Die Flucht am Ende des Zweiten Weltkriegs hat sie als Kind erlebt, in Erinnerung geblieben ist besonders die Schiffspassage in den rettenden Westen. „Das war ganz schlimm, damals an Bord.“ Mit der Mutter und den Großeltern wurde schließlich ein Neuanfang im kriegszerstörten Frankfurt gewagt.

Die junge Frau macht eine Friseur-Lehre, arbeitet in einem Salon und heiratet früh. Mit der wachsenden Familie verringern sich auch die Arbeitszeiten, oft hilft die eigene Mutter im Haushalt aus. Anfang der Siebziger wechselt Greta B. ins Gaststättengewerbe und ist drei Jahrzehnte lang für denselben Arbeitgeber im Einsatz.

„Es ist sehr knapp“, sagt sie heute über ihr Rentnerinnendasein. Trotz der „engen Situation“ ist Rückzug und Vereinsamung kein Thema für sie: „Mein treuer Bekanntenkreis hält mich aufrecht.“

Auch die Pflege des Hausgartens ist ihr mehr als ein bloßes Hobby. An trüben Wintertagen hilft das Fernsehprogramm gegen schlechte Laune.

Wo sonst das „Absparen an allem“ die Regel markiert , ist die Unterstützung der Altenhilfe sehr willkommen. „Eine neue Jacke oder neue Schuhe“ will sich Greta B. vor Weihnachten gerne leisten – „ich trage ja meistens immer dieselben Sachen“. ov