Hans-Dieter Klein ist Vorstandsvorsitzender der Altenhilfe. Bild: Andreas Arnold

In diesem Jahr wird die Altenhilfe 70 Jahre alt. Doch ihre Aufgaben werden nicht weniger – ganz im Gegenteil. Ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Hans-Dieter Klein.

Mit 1,04 Millionen Euro hat die Altenhilfe im Jahr 2018 erneut die Millionengrenze geknackt. Was ist die Erklärung für dieses hohe Spendenaufkommen?

Die Altenhilfe feiert ja in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag. Sie wird vor allem auch deshalb geschätzt, weil wir unsere Verwaltungskosten sehr gering halten, damit möglichst viel Geld direkt bei den alten Leuten ankommt.

Seit 70 Jahren also unterstützt die Altenhilfe bedürftige Menschen. Das sieht so aus, als wäre sie in der Stadt zu einer festen sozialen Größe geworden.

Das kann man so sagen. Wir sind wirklich sehr dankbar und demütig, dass uns das gelungen ist.

Und wie sieht die Zukunft aus. Gibt es vielleicht eine Art Verjüngungskur?

Da denken wir momentan überhaupt nicht dran. Ich glaube, die Altersarmut wird weiter zunehmen. Und deshalb wird es unsere Hauptaufgabe bleiben, alte, bedürftige Menschen zu unterstützen.

Warum glauben Sie, dass die Altersarmut wachsen wird? Derzeit geht es den meisten Rentnern in Deutschland ja recht gut.

Es werden diejenigen in Rente gehen, die heute zwei oder drei Jobs brauchen, um einigermaßen leben zu können. Wenn die erst ins Rentenalter kommen, dann gute Nacht.

Wegen der Erkrankung der langjährigen Geschäftsführerin Gina Lülves war 2018 für die Altenhilfe ein schwieriges Jahr. Jetzt wurde mit Christoph Wieland und Ruth Klesel personell aufgestockt. Warum?

Der Aufwand, den wir haben, hat zugenommen. Es kommen immer wieder neue Projekte hinzu, die wir prüfen müssen, und die Verwaltung nimmt zu. Wir sind wirklich froh, wenn wir im Frühjahr alle Spendenquittungen verschickt haben. Außerdem müssen wir zum Beispiel ständig überprüfen, ob die Menschen, die wir betreuen, tatsächlich noch bedürftig sind.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit jemand von der Altenhilfe unterstützt wird?

Um in unsere Kartei zu kommen, muss jemand mindestens 65 Jahre alt sein und von der Grundsicherung leben.

Wie viele Namen umfasst die Kartei?

Etwa 900 Personen. Die Zahl derjenigen, die auf der Warteliste stehen, um aufgenommen zu werden, nimmt zu. Das ist auch so ein Zeichen, dass die Altersarmut größer wird.

Über eine Million Euro sind im vergangenen Jahr zusammengekommen. Das ist eine Menge Geld. Wofür wird es ausgegeben?

Zwei Drittel fließen direkt an die Bedürftigen. Sie erhalten zwei Mal im Jahr, zu Weihnachten und zu Ostern, eine Zuwendung von 350 Euro.

Was ist, wenn vielleicht zur Jahresmitte die Waschmaschine oder der Fernsehapparat kaputt geht?

Auch dann können sie sich an die Altenhilfe wenden. Wer von der Grundsicherung leben muss, kann ja keine Rücklagen bilden. Da ist es schon ein Problem, sich eine neue Brille zu besorgen.

Die finanzielle Not ist die eine Seite. Schon früh hat die Altenhilfe erkannt, dass auch die Einsamkeit den alten Menschen zusetzt.

Deshalb bieten wir zwei gesellschaftliche Highlights an, die beide immer restlos ausgebucht sind: Den kostenlosen Schiffsausflug auf dem Main inklusive Verpflegung und unsere Weihnachtsfeier mit einem festlichen und stimmungsvollen Programm.

Inzwischen gibt es ja auch eine Reihe von Kooperationen mit Wohlfahrtsverbänden, die auch etwas gegen die Einsamkeit tun. Welche Rolle spielt dabei die Altenhilfe?

Wir kaufen Fahrzeuge, etwa einen behindertengerecht umgebauten Kleinbus, mit denen die Menschen Ausflüge unternehmen oder an Veranstaltungen teilnehmen können. Inzwischen sind sechs solcher Fahrzeuge in Frankfurt unterwegs.

Interview: Friederike Tinnappel