Bild: Georg Kumpfmüller

Steffen B. redet nicht viel. Auf die meisten Fragen antwortet er knapp und in wenigen Sätzen. Der 72-Jährige braucht eine ganze Weile, bis er langsam auftaut.

Man spürt die Verbitterung in ihm. „Mein Leben, was kein Leben ist“, so beschreibt er die Geschichte, die er erzählt.

Der gebürtige Frankfurter hat eine harte Kindheit hinter sich. Er wuchs zunächst bei seinem Vater auf, der die Familie terrorisierte und B. misshandelte. Mit 15 Jahren kam er in das evangelische Jugendheim Hephata in Treysa, welches später wegen zahlreicher Missbrauchsfälle in Verruf geriet. Auch Steffen B. erlebte dort eine von Misshandlungen geprägte Zeit. „Es war der Horror“, berichtet er.

Später ging er zurück zu seiner Familie, arbeite in der kleinen Reparaturfirma seines Vaters. Er schlug sich mit zahlreichen Jobs durch, machte sich mehrmals mit kleinen Geschäften selbstständig. Später lernte er seine Frau kennen. „Die Liebe meines Lebens“, sagt er noch heute. Das erste Kind des Paars war eine Totgeburt. „Das war der Schock meines Lebens“, sagt B. noch heute. Das Paar brauchte lange, um sich davon zu erholen. Fünf Jahre später kam dann der Sohn des Ehepaars auf die Welt, für B. die schönste Zeit seines Lebens.

Finanziell wurde es aber immer schwieriger für Steffen B. und seine kleine Familie. „Es ging immer weiter bergab“, erzählt er traurig. „Ich habe vieles versucht, um an Geld zu kommen.“ Er nahm verschiedene Jobs an, als Handwerker, als Hausmeister, sogar als Komparse für große Filmproduktionen. Nichts half ihm. Am Ende verließ ihn sogar seine Frau. „Ich liebe sie noch immer, aber ich kann ihr nichts bieten“, erzählt er.

Am Ende blieb nicht mehr viel übrig für den Rentner. Heute lebt er von Sozialhilfe und einer mickrigen Rente. Ab und zu bekommt er Geld von seinem Sohn. Viel leisten kann sich B. nicht. Sein Auto musste der Rentner verkaufen, das schmerzt ihn noch heute. „Man kommt gar nicht mehr raus“, klagt er.

Das Geld der Altenhilfe kommt dafür meist genau rechtzeitig. „Dann feiern wir“, erzählt er schmunzelnd. Zuletzt hat er sich von dem Geld einen neuen Bräter gekauft. „Ab und an gehe ich dann auch mal einen Schoppen in meiner Stammwirtschaft trinken.“ Janis Berling