Bild: Monika Müller

Ohne die Grundsicherung stünde Karin B. heute mit nur 200 Euro Rente im Monat da, dabei hat sie bis zu ihrem 65. Lebensjahr gearbeitet und das nach ihren Worten nicht wenig. In die gesetzliche Rentenkasse zahlte sie jedoch nicht ein.

„Ich war immer selbstständig“, sagt Karin B. In der Gastronomie arbeitete sie. Für das Alter hatte sie sich Geld beiseite gelegt. „Die 100 000 Euro waren nicht gut angelegt“, sagt sie. Der Freund, dem sie es anvertraute, gab es aus. Der Mann ist vor Jahren gestorben. Neben der unguten Erinnerung ist ihr aus dieser Zeit nur ein Schuldenberg geblieben. Weil sie nun selbst Geld nur für das Nötigste hat, ist an eine Tilgung der Schulden nicht zu denken, sagt die Wahl-Neu-Isenburgerin.

Die Kindheit der heute 70-Jährigen stand schon nicht unter einem guten Stern. In Nürnberg kam sie zur Welt. Die Eltern verschwanden jedoch bald nach der Geburt und ließen ihre Tochter allein in der Wohnung zurück. Über das Schicksal ihrer Eltern gibt es keine Auskunft. „Ich habe sie nie gesehen“, sagt Karin B.

Die ersten beiden Lebensjahre verbrachte sie in einem Waisenhaus, bis sie dann an Stiefeltern vermittelt werden konnte. Als Jugendliche erfuhr sie, dies sind nicht ihre leiblichen Eltern. Es war für die junge Frau ein so großer Schock, dass sie von zu Hause ausriss und die Lehre abbrach. „Ich musste in ein Erziehungsheim nach München, wo ich eine Ausbildung in Hauswirtschaftslehre machte“, sagt sie.

Danach heiratete sie und folgte ihrem Angetrauten ins Südhessische. Ihr Mann betrieb dort mit seinem Bruder eine Diskothek. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Die Tochter verstarb bereits im Alter von sechs Monaten. Der Sohn kann Karin B. heute keine Hilfe bieten. „Er hat in seinem Leben auch nicht das große Glück gefunden“, umschreibt sie seine Situation.

Nach der Disko-Zeit hatte die Familie eine Gaststätte. In der Ehe lief es zunehmend schlechter. Nach 20 Jahren stand die Scheidung an. Der Ex-Mann sei heute ebenfalls mittellos, bemerkt sie.

Nach den vielen turbulenten Jahren ist heute in B.s Alltag nicht nur Stille, sondern auch Einsamkeit eingekehrt. Als ihr Hund vor drei Jahren starb, habe sie sich besonders einsam gefühlt. Die Kontakte zu Freunden von einst sind längst abgebrochen, nicht zuletzt aus Scham. „Keiner soll wissen, dass ich jetzt von Grundsicherung leben muss“, sagt sie.

Hinzu kommt eine schwere chronische Lungenerkrankung. „Ich befinde mich damit im Endstadium“, sagt sie. Rollator und Sauerstoffgaben sowie die täglich 13 Tabletten gehören jetzt zu ihrem Alltag. Karin B. hat sich mit ihrer Krankheit und mit dem wenigen Geld zum Leben arrangiert. „Es geht mir heute gut“, sagt sie.

Sie äußert sich sehr glücklich über das Geld von der FR-Altenhilfe. Ein Teil des Geldes werde für die Hausrats- und Haftpflichtversicherung verwendet, sagt Karin B.. Was dann noch übrig bleibt, will sie „erst mal zusammenhalten“. Detlef Sundermann