Milena Kuhn, einer der Malteser-Einkaufsengel, übergibt Ursula Peters die Einkäufe. (Bild: Peter Jülich)

Als Mitte März einige Ausbildungsangebote der Malteser coronabedingt pausieren mussten, überlegte Projektleiterin Milena Kuhn  gemeinsam mit den FSJlern, den Teilnehmern am Freiwilligen Sozialen Jahr, wo aktuell Hilfe gebraucht werden könnte. Schnell kamen sie auf die Idee der Einkaufsengel. Mit Unterstützung der FR-Altenhilfe konnte das Projekt umgesetzt werden.

Ursula Peters wühlt in ihrer Einkaufstüte und zieht eine Tafel Schokolade heraus. „Vielen, vielen Dank“, sagt die Seniorin und reicht die Schokolade Milena Kuhn. Seit Mitte Juni ist  Kuhn eine der Projektleiterinnen der Malteser Einkaufsengel, eines ehrenamtlichen Einkaufsdienstes für Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Vorerkrankungen. Entstanden ist das Angebot aus einer Idee der Erste-Hilfe-Ausbildungsleiterin Diana Bungert.

37 438 Euro an Spenden sind bereits in den regelmäßigen Besuchsdienst der Malteser und das Angebot der Einkaufsengel geflossen. “Wir unterstützen solche Aktionen natürlich gerne“, sagt Hans-Dieter Klein, Vorstandsvorsitzender der FR-Altenhilfe. Die Einkaufsengel seien eine sehr sinnvolle Sache. “Es gibt viele alte Menschen, die zu Corona-Zeiten nicht einfach einkaufen gehen können. Es ist toll, wenn sich Freiwillige finden, die das für Hilfsbedürftige übernehmen.“

Die Seniorinnen und Senioren sind glücklich über das Angebot. “ Es ist wunderbar“ , sagt Ursula Peters. “ Zweimal die Woche geht in der Regel jemand für mich einkaufen, und ich bin sehr zufrieden.“ Eine bunte Mischung aus älteren Leuten und Vorerkrankten hat sich bei den Maltesern gemeldet. Überwiegend seien es Seniorinnen und Senioren gewesen, die Sorge haben, selbst einkaufen zu gehen, oder körperlich eingeschränkt sind.

Das ist auch bei Ursula Peters der Fall. Die 85-Jährige hat mehrere Bandscheibenvorfälle erlitten und ist deshalb in ihrer Mobilität eingeschränkt. Unterstützung im Alltag bekomme sie von ihren Nachbarn. Im März habe sie einen Brief der Malteser-Stiftung erhalten, in dem sie über den Einkaufsdienst informiert wurde. “Dann habe ich angerufen, und seither klappt es reibungslos“ , sagt sie. “Ich bin sehr dankbar, dass es die Einkaufsengel gibt. So kann ich auch meine Nachbarn entlasten.“

445 Einkäufe seien seit Mitte März erledigt und 92 Frankfurterinnen und Frankfurter versorgt worden, sagt Tanja Lennert, stellvertretende Stadtgeschäftsführerin der Malteser. Zu Beginn des Angebots seien teilweise 10 bis 14 Einkäufe am Tag getätigt worden, inzwischen sei die Zahl der Hilfsbedürftigen zurückgegangen. Es richte sich spezifisch an Personen, die auf die Unterstützung angewiesen sind, und funktioniere jetzt nach dem sogenannten Tandem-Prinzip: Jeweils ein Ehrenamtlicher geht regelmäßig für dieselbe Person einkaufen; zwölf dieser Tandems gibt es aktuell. “Es funktioniert sehr gut so. Das ermöglicht auch eine Eins-zu-eins-Kommunikation“ , sagt Milena Kuhn, die selbst auch Einkäufe tätigt. Die Seniorinnen und Senioren haben einen direkten Ansprechpartner für ihre Einkaufswünsche. Neben den festen Tandempartnern gibt es weitere Einkaufsengel, die immer wieder helfen. Insgesamt engagieren sich momentan 24 Ehrenamtliche für den Einkaufsservice.

Freiwillige Helfer zu finden sei kein Problem gewesen, sagt Tanja Lennert. “Gerade zu Beginn war die Bereitschaft zu helfen riesig.“ FR-Altenhilfe-Vorstand Hans-Dieter Klein ist begeistert von der Hilfsbereitschaft der jungen Menschen. “Die Verbindung von Jung und Alt bei diesem Projekt ist großartig“, sagt er.

Viele der ehrenamtlichen Einkäufer seien von anderen Ämtern der Malteser gekommen, die wegen der Pandemie pausieren müssen, erzählt Lennert. Das sei besonders hilfreich gewesen. “Man kennt die Leute dann schon, sie wissen, wie es funktioniert, und man vertraut sich.“ Zusätzlich habe man außerhalb der eigenen Reihen Freiwillige gesucht. “Viele Leute haben aber auch von selbst angerufen und gefragt, ob sie helfen können.“

Hygieneregeln werden sowohl beim Einkauf als auch bei der Übergabe streng eingehalten: Die Ehrenamtlichen tragen Maske und Einweghandschuhe, die Zahlung erfolgt immer in bar, und die Einkäufe werden an der Wohnungstür mit dem nötigen Abstand übergeben.

Lebensmittel, Hygieneartikel und Tiernahrung kann der Einkaufsdienst besorgen. “ Ich lasse mir alles mitbringen, was ich zum Essen so brauche“, sagt Ursula Peters. Heute stehen neben Bioobst und -gemüse auch drei Packungen Edelbitter-Schokolade auf ihrer Einkaufsliste. Eine davon für Milena Kuhn.

Kleine Aufmerksamkeiten für die ehrenamtlichen Helfer seien keine Seltenheit. “Die Leute sind wirklich sehr, sehr dankbar. Das öffnet einem das Herz“ , sagt Kuhn. “Es ist eine so simple Aufgabe, aber für die betroffenen Menschen ist es eine große Hilfe.“

Auch den beliebten Malteser-Besuchsdienst unterstützt die FR-Altenhilfe. Zum Schutz der Seniorinnen und Senioren musste dieser mit Beginn der Corona-Pandemie allerdings vorerst gestoppt werden. Um trotzdem einen Ansprechpartner zu haben und die Beziehung zu den Besuchskontakten aufrechtzuhalten, haben die Malteser den Telefonbesuchsdienst ins Leben gerufen.

„Bei vielen ist der Redebedarf enorm“ , sagt Tanja Lennert. Den Betroffenen fehle der Austausch. Zumindest am Telefon aber können die Seniorinnen und Senioren den Ehrenamtlichen von ihrem Tag und ihren Sorgen erzählen. Hanna Festerling

Sie erreichen die Einkaufsengel unter Telefon 069 / 942 105 33 montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr oder per E-Mail unter einkaufsengel.frankfurt@malteser.org