Die „Theatermacher“ proben derzeit noch im Freien. (Bild: Renate Hoyer)

Es gehe um Spaß, sagt Angela Koch. Darum spielten sie auch mit Zetteln in der Hand. Die „Theatermacher“, die von der Altenhilfe der Frankfurter Rundschau gefördert werden, haben sich heute auf dem Rasen hinter einem der hohen Häuser am Ben-Gurion-Ring getroffen.

Klaus Brendel und Patrick Lemmert, beide mit Handy am Ohr, sitzen an einem Tisch und mimen ein Telefongespräch, in dem die Verständigung reichlich schiefläuft. Der Sketch greife auch ein beliebtes Thema der Laienspielgruppe auf, sagt Koch: die vielen Zipperlein im Alter. Dass man nicht mehr so gut hören und sehen könne – oder alle Tabletten nehmen müssten. Ihnen sei wichtig, über sich selbst zu lachen.

Wegen Corona konnte die kleine Runde, alle zwischen 60 und 80 Jahren, länger nicht proben. Im Sommer trafen sie sich draußen hinter dem Begegnungs- und Servicezentrum Nieder-Eschbach des Frankfurt Verbands. Aber wie es im Winter wird, das wissen sie noch nicht. Die FR-Altenhilfe unterstützt das Projekt mit 2100 Euro im Jahr. Mit dem Geld wird das Material, Getränke sowie professionelle Begleitung bezahlt und so ermöglicht, dass die Gruppe ihre Arbeit fortsetzen kann.

Im Moment fehlt den Senioren das Publikum. Heute haben sie ein paar Zuschauer – die Kinder einer benachbarten Einrichtung sind vorbeigekommen und geben gleichzeitig noch ihre Trommelkünste zum Besten. In Nicht-Corona-Zeiten gibt es oft gemeinsame Stunden – die Senioren kochen und spielen gemeinsam mit den Kindern, auch das fehlt ihnen.

Ans Aufhören denken sie trotz allem nicht. Momentan sei das Motto „Was man schon immer mal machen wollte“ , erklärt Koch. Das kann bedeuten, riesige Seifenblasen zu machen wie Brigitte Schubert, ein Kinderspielzeug hinter sich herzuziehen wie Volker Carlsson oder Gedichte vorzutragen wie Christiane Fouchécourt.

Seit zwei Jahren spielt die Gruppe gemeinsam. Die meisten wohnen in der Siedlung am Bügel. Im Stadtteil hatten sie bereits diverse Auftritte, rund 40 waren es sicher, schätzt Koch. Erfahrung im Theaterspielen hatten die wenigsten. Am Anfang habe es schon ein wenig Überwindung gekostet, sagt Carlsson. Mittlerweile haben sie mehr als 40 Sketche im Repertoire.

Er sei dabei, weil es ihm viel Vergnügen bereite; „ernste Sachen hat man ja schon genug“ , sagt Lammert. Und um nicht alleine zu sein, sagt Schubert. Denn die meisten haben keinen Partner mehr oder Enkel in der Nähe. Brendel stimmt ihr zu, „und manchmal habe ich noch einen kreativen Anfall, da ist es schön, den auch ausleben zu können“. Für Fouchécourt, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, sei es so einfach, mit Menschen in Kontakt zu kommen, berichtet sie – und es sei eine tolle Mannschaft.

„Wir spielen gegen die Vereinsamung, aber auch für unsere Gesundheit und um uns auszutauschen“, sagt Koch. Das Theaterspielen sei ein wenig wie Medizin und Therapie dazu. Zudem passe man aufeinander auf. Wenn jemand etwa nicht komme oder krank sei, werde nachgefragt und Hilfe angeboten. Oft bleibe man nach der Probe noch länger zum Reden und Austauschen. Judith Köneke