Bild: Bernd Fickert

Sein Alter hört man ihm gar nicht an. Harry E. (Name geändert) ist nicht nur ein lebendiger Erzähler. Seine Stimme, in der auch stets ein humoriger Ton mitschwingt, klingt nicht wie die eines 78-Jährigen.

Den Haushalt in seiner kleinen Frankfurter Wohnung erledigt er noch gut ohne fremde Hilfe. „Nur das Tragen von schweren Taschen fällt mir mittlerweile schwer“ , sagt E.. Wegen der Coronapandemie sind die Einkaufstaschen voller, weil der Rentner aus Vorsicht vor einer Ansteckung nur alle zwei Wochen in den Supermarkt geht.

Aber auch dann legt er nur das Wichtigste in den Einkaufswagen. Harry E. zählt zu den Senioren, die heute trotz eines arbeitsreichen Lebens mit einer kleinen Rente und der Grundsicherung im Alter zurechtkommen müssen.

Sein Talent zum Zeichnen wurde bereits in der Schule erkannt und bestimmte seinen beruflichen Werdegang. E. führt dies auf seinen Vater zurück, der im grafischen Gewerbe arbeitete. Harry E. absolvierte eine Ausbildung im Dekorationshandwerk und Messedesign. „Abgesehen von einer kurzen Zeit am Anfang meines Berufslebens war ich bis zur Rente immer im erlernten Beruf selbstständig tätig“ , erzählt er.

Einzige Mitarbeiterin im eigenen Betrieb war seine Frau. Sie war mit einem „Dienstvertrag unter Eheleuten“ bei ihm geringfügig beschäftigt. Fremdpersonal wollte er wegen der wechselnden Geschäftslage nicht einstellen. „Die Auftragssituation ging oft hoch und wieder runter, da hätte ich vielleicht das eine oder andere Mal Leute entlassen müssen, und das wollte ich nicht“ , sagt er.

Auch zeichnete sich nach Jahrzehnten im eigenen Unternehmen für E. und seiner vor einigen Jahren nach einer kurzen Krankheit plötzlich verstorbenen Frau ab, dass sich mit dem Betrieb noch nicht einmal ein kleiner Wohlstand im Alter erreichen lässt. „So zehn Jahre vor der Rente habe ich daher noch versucht, eine feste Stelle zu bekommen. Aber es war zu spät, ich war wohl schon zu alt. Keine Firma wollte mich mehr“ , sagt Harry E..

Das knappe Wirtschaften hat er daher nicht erst im Alter lernen müssen, nur ist es jetzt härter. Mangels Geld habe etwa die Spülmaschine über Monate defekt bleiben müssen. Die Spende in Höhe von 200 Euro von der FR-Altenhilfe, die E. schon einmal vor fünf Jahren erhielt, soll für solche Fälle verwendet werden. Einen kleinen Betrag will er dennoch für Weihnachtsgeschenke an die Enkel abzweigen.

Ungeachtet manch‘ schwieriger Zeit kann E. auf ein gelungenes Privatleben zurückblicken. „Ich hatte eine glückliche und schöne Ehe“ , sagt er. Ein Sohn ist daraus hervor gegangen. Harry E. hat zudem drei Enkel, die jedoch nicht in der Nähe wohnen.

Die Zeitung füllt seinen Tag aus und aktuell auch die Gestaltung eines Fotobuchs. „Damit die Enkel erfahren, wie ihre Großeltern waren“ , sagt er. Detlef Sundermann