Bild: Bernd Fickert

Gisela T. würde gerne arbeiten, doch ihre Krebserkrankung lässt das nicht zu. Das Geld reicht kaum für die notwendigen Medikamente.

Gisela T. hat bis auf den letzten Cent ausgerechnet, was ihr im Monat zum Leben bleibt: „Genau 336,38 Euro.“ Zwar sei das ständige Einteilen ein dauernder Kampf, aber keinesfalls ihr derzeitiges Hauptproblem. Mitte November steht für die 72-Jährige eine weitere Operation an – nun wegen einer Blasenkrebsdiagnose. „Das sind meine größten Ängste.“

Von vielen Krebserkrankungen geplagt, reiche das verfügbare Geld kaum, um die wichtigen Medikamente zu besorgen. Die Wiesbadenerin stärkt ihr angegriffenes Immunsystem mit homöopathischen Tropfen, die teuer sind, „aber helfen“.

Seit dem Tod ihres zweiten Ehemanns wohnt Gisela T. in einer Seniorenwohnanlage, wo sie 485 Euro für die Miete entrichtet. Zu ihrer Rente von knapp 800 Euro summiert sich noch ein Wohngeldzuschuss von 163 Euro. „Wenn ich mir mal einen Pulli für 19 Euro kaufe, ist das schon ein Festtag.“

Ihre anderthalb Zimmer nutzt die aufgeweckte und positiv denkende Frau vornehmlich zum Kochen, Lesen, Fernsehen und Schlafen. „Ich bin viel draußen, ich gehe gerne spazieren“, sagt sie.

Die Wiesbadener Innenstadt ist ihr seit jeher ein vertrauter Lebensraum: „Ich liebe die Stadt, bin hier aufgewachsen und habe meine verbliebenen Bekannten und Freundinnen vor Ort.“

Weder sei sie vereinsamt noch depressiv, liebend gerne hätte sie noch einen Minijob. Doch die angegriffene Gesundheit steckt ihr enge Grenzen.

Nach einer Ausbildung zur Verkäuferin wurde Gisela T. schwanger und heiratete. Für eine Weile lebte die Familie in Kleve, die Ehe ging in die Brüche. „Zurück im damals schönen Wiesbaden habe ich zunächst bei Hertie und anderen Einzelhändlern gearbeitet.“

Danach wurde sie Betreiberin und Wirtin des Bierlokals „Zum Weißen Mohr“. Dort lernte sie Mitte der 70er Jahre ihren zweiten Mann kennen, „Elektromeister mit eigener Firma“.

Gisela T. wechselte vom Tresen an den Schreibtisch, erlebte schließlich die Krankheit des Ehemanns und den Niedergang des Betriebs. Die Gabe der Altenhilfe ist ihr sehr willkommen und soll dem „Gesundheitsetat“ zugute kommen. „Damit kann ich mir die Zuzahlungen bei den lebensnotwendigen Arzneien endlich ohne Sorgen leisten.“ Olaf Velte