Das Benefizkonzert in der Katharinenkirche zählt jedes Jahr zu den Highlights der Altenhilfe-Veranstaltungen. (Bild: Andreas Arnold)

Eigentlich sollten sich Menschen im letzten Drittel ihres Lebens keine finanziellen Sorgen mehr machen müssen. Das Berufsleben liegt hinter ihnen und nun sollte mehr Zeit fürs Reisen, Ausgehen oder generell ein unbeschwertes Leben zur Verfügung stehen. Doch die Realität sieht in Deutschland für viele ältere Menschen anders aus.

2019 waren 15,7 Prozent der Menschen über 65 Jahre in Deutschland von Armut bedroht. Die Tendenz ist seit Jahren steigend. Der Verein „Not gemeinsam lindern“, Alten- und Weihnachtshilfe der Frankfurter Rundschau, versucht seit Jahren, die Sorgen von älteren Menschen im Rhein-Main-Gebiet etwas kleiner werden zu lassen.

Im Dezember 1949 rief der damalige FR-Herausgeber Karl Gerold das erste Mal dazu auf, angesichts der Not vieler alter Menschen nicht wegzuschauen, sondern zu helfen. Die Hilfsaktion wurde immer erfolgreicher und schließlich 1978 in einen gemeinnützigen Verein umgewandelt.

Seitdem sammelt die FR-Altenhilfe Jahr für Jahr Spenden, um damit jenen zu helfen, die im Alter jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Und das sind in Frankfurt und der Umgebung nicht wenige. Viel mehr, als die FR-Altenhilfe momentan in ihre Kartei aufnehmen kann. Die Warteliste ist ebenfalls lang.

Die Schicksale der Menschen, die von den Spenden profitieren, sind berührend, immer individuell und weisen trotzdem Parallelen auf. Mal sind es Selbstständige, denen es nicht gelang, angemessenen Wohlstand fürs Alter aufzubauen, mal sorgte eine schwere Krankheit für den Verlust des Arbeitsplatzes oder es sind Frauen, die sich zeitlebens um die Familie kümmerten und heute alleine dastehen.

Alle beziehen Grundsicherung im Alter und sind dankbar für die Geldbeträge der Altenhilfe, die es an Weihnachten und Ostern gibt. Nicht selten wird das Geld gar nicht für die eigenen Bedürfnisse genutzt, sondern um der Familie eine Freude zu machen.

Die Spenden selbst kommen nicht nur den Betroffenen zugute. Der Verein unterstützt damit auch Institutionen und Projekte, die wiederum älteren Menschen helfen. Egal, ob es Tische im Café eines Altenzentrums sind oder ein seniorengerechtes Fahrzeug, mit dem Ausflüge unternommen werden.

Große Spendenbeträge geben immer wieder Unternehmen aus der Region, aber der größte Teil des Geldes kommt schlussendlich von den Leserinnen und Lesern der Frankfurter Rundschau. In den vergangenen Jahren gelang es regelmäßig, die Eine-Million-Euro-Marke zu schaffen. Ein stolzer Betrag, der den älteren Menschen hilft.

Aber es geht nicht nur um das Finanzielle. Wichtig ist es der FR-Altenhilfe auch, etwas gegen die zunehmende Einsamkeit zu tun. Einmal im Jahr gibt es deswegen eine große Weihnachtsfeier und einen Schiffsausflug. Beide Veranstaltungen mussten in diesem Jahr aber wegen Corona abgesagt werden.

Dass die FR-Altenhilfe in den nächsten Jahren obsolet wird, daran mag niemand im Verein glauben. Die Zahl der älteren Menschen, die finanzielle Unterstützung benötigen, steige weiter an. Aber es gebe auch ältere Menschen, die sich schämten, einen Antrag auszufüllen. „Oftmals wollen sie anderen auch nur nichts wegnehmen“, sagt der Vorsitzende der FR-Altenhilfe, Hans- Dieter Klein. „Aber wir wollen das Geld ja nicht behalten. Es soll zu den Menschen, die es wirklich brauchen.“ Steven Miksch