Bild: Bernd Fickert

Das vergangene Jahr war kein gutes für Kurt V. Zwei Geschwister sind gestorben, seine langjährige Tanzpartnerin ist weggezogen.

Jammern aber kommt für den 89-jährigen Frankfurter nicht infrage: „Auch wenn es mau ist, bleibe ich am Ball.“ Und was nütze letztendlich das Grübeln und Kopfzerbrechen?

Seit 27 Jahren wird der Frührentner von der Altenhilfe unterstützt. Ihm fehlen nach eigener Aussage rund zwei Jahrzehnte Einzahlungen für die Alterssicherung. Wegen chronischer Nierenkrankheit und Krebsdiagnose hört er 1974 auf zu arbeiten.

Heute erhält er zur Rente von 675 Euro eine Grundsicherung: Die Miete der 38 Quadratmeter großen Einzimmerwohnung kostet rund 500 Euro, bleiben rund 400 Euro im Monat. „Was ich habe, brauche ich zum Leben.“ Noch klappt die Selbstversorgung. Im Discounter vergleicht er Preise, kauft vornehmlich Eintöpfe und Suppen. Bewegung ist ihm alles, der tägliche Spaziergang eine gern absolvierte Gewohnheit.

„Der Kopf ist noch gut, aber die Beine lassen nach“ , sagt Kurt V., der 1931 in Leipzig zur Welt gekommen ist und sich an Bombenangriffe und das Kriegsende erinnert. Die Mutter stirbt früh, der Vater heiratet eine 20-Jährige. „Da war ich 17 Jahre alt und musste weg.“

1948 zieht es Kurt V. nach Westen, wo er elf Jahre im Bochumer Bergbau auf der Zeche arbeitet. „Gute Zeiten“, die sich in Frankfurt am Main fortsetzen. Er arbeitet in den Praunheimer Ziegelwerken, dann im Restaurant „Wienerwald“ als Koch, später im Kaufhaus Hertie als Teppichverkäufer. „Trotz höchstem Umsatz wurde ich gekündigt, weil ich mehr Gehalt verlangt habe.“

Letzte Station vor der Arbeitsunfähigkeit ist ein Gardinen-Großhandel in der Kennedy-Allee. „Auf einmal war ich ein medizinischer Fall und monatelang in Kliniken und Kuranstalten.“ Aus einer Beziehung stammt eine Tochter, die in Kanada lebt und anlässlich der Festtage kleine Geschenke sendet. Diese sind ebenso willkommen wie die Verlässlichkeit der Altenhilfe. “ Seit 1993 hat die Unterstützung stets enorm geholfen.“

Mit der Zuwendung 2020 will sich der 89-Jährige entweder „stabile Hausschuhe“ oder einen Jogginganzug oder ein schönes Hemd leisten. Auch wünscht sich Kurt V. eine Verlängerung seines abgelaufenen Personalausweises, was ihn 34 Euro kosten würde. Das sei derzeit nicht bezahlbar. „Finanziell ist es sehr eng“, sagt er. Olaf Velte