Bild: Renate Hoyer

Daniela N. (Name geändert) hat in ihrem Leben vieles gemacht, aber eines nie: „Ich mache keine Schulden, um was zu kaufen.“

Und so muss eine ordentliche Leiter zum Abhängen der hohen Gardinen zum Waschen eben noch warten und stattdessen eine Behelfsteige genommen werden. Fremde Hilfe hierbei will die 80-Jährige, deren Stimme sie deutlich jünger erscheinen lässt, nicht in Anspruch nehmen. „Ich bin fit geblieben“, sagt sie mit einem Lächeln.

Seit 50 Jahren lebe sie in ihrer Frankfurter Wohnung im vierten Stock, zu der es keinen Fahrstuhl gibt, und zum Einkaufen nehme sie immer noch das Fahrrad, erklärt sie ihre Fitness. Das „echt Sachsenhäuser Mädsche“ war auch sonst in ihrem Leben immer in Bewegung. Nach der Schule lernt sie in einem Modehaus Dekoration und Verkauf.

Die Ausbildung wird jedoch ohne Abschluss beendet. „Nach dem Tod meiner Chefin, mit der ich mich sehr gut verstand, war mit einem Mal alles anders“, sagt N. Das strengere Arbeitsklima ließ sie aufhören. Bald fand sie in einem US-Soldaten die große Liebe, die sich jedoch nicht als Liebe fürs Leben herausstellte. „Nach der Hochzeit gingen wir nach Amerika. Dort zogen wir immer wieder um, wohin er gerade versetzt wurde“, erzählt Daniela N.

Nach fünf Jahren war die Beziehung zu Ende. N. kehrte mit dem dort geborenen Sohn nach Frankfurt zurück. Für einen beruflichen Neuanfang war es nicht nur von ihrem Alter her zu spät, mit Kind und alleinerziehend war die Situation nun auch einen andere. Sie verdiente den Lebensunterhalt in der Gastronomie, als Verkaufskraft im Supermarkt und zuletzt in einer Bäckerei.

Daneben musste sie sich nicht nur um den Sohn kümmern, sondern hat auch über drei Jahre die Mutter gepflegt. All das hat sich auf Daniela N.s Alterversorgung nicht sonderlich gut ausgewirkt. Die Rente sei zu gering, um ohne Grundsicherung auszukommen, sagt sie. „Im Monat bleiben mir rund 300 Euro zum Ausgeben. Damit kann man die Dinge, die man über den täglichen Bedarf hinaus benötigt, nur im Schaufenster angucken.“

Ob ihres Geschicks beim Umgang mit Stoffen, sie näht noch heute gern an der Maschine, ist ihre Wohnung dennoch ein gemütliches Zuhause. N. bemüht sich zudem, dass „die Sachen lange halten“. Die Schuhe für den täglichen Gang seien jedoch nach neun Jahren durch, sagt sie. Mit der Spende der FR-Altenhilfe soll es ein paar neue Schuhe geben.

Seit 2011 unterstützt die FR-Altenhilfe Daniela N. „Die Spende ist für mich wie ein Lottogewinn.“ Sie verwende das Geld sparsam, wie sie sagt. „Es wird immer etwas für Eventualitäten beiseite gelegt.“

Aber dieses Mal will sie sich die schon angesparte Leiter für 78 Euro leisten, um die Gardinen fortan sicher aus und in die Deckenschiene zu fädeln.
Detlef Sundermann