Bild: Michael Schick

Der altmodische Begriff Tausendsassa trifft für Alonso C. (Name geändert) ohne Einschränkung zu. Der heute 80-Jährige hat in seinem Berufsleben keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, die bescheidenen familiären Verhältnisse in seiner Heimat bei Neapel hinter sich zu lassen, um zu Wohlstand zu kommen.

Letzteren besaß er bisweilen, aber sein Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Alonso C. erzählt warmherzig, mit typischem italienischen Zungenschlag, über seine Jugend und seinen Aufstieg in Deutschland. „Wir waren eine Familie mit elf Kindern“, sagt C.. Die berufliche Perspektive sei in Italien schlecht gewesen, in Deutschland habe man hingegen Arbeitskräfte gesucht. „Die ganze Familie sammelte Geld für meine Fahrkarte.“

Beim Cousin in Heilbronn kam er 1961 unter. Drei Tage später arbeitete C. auf dem Bau, sechs Monate lang. „In dieser Zeit lebte ich mit anderen Arbeitern in einer engen Baracke“, erzählt er. Und mancher deutsche Kollege habe die Italiener abschätzig als „Spaghettifresser“ tituliert.

Er fand neue Arbeit als Oberkellner im Kasino der US-Armee, zuerst in Heilbronn, dann in Frankfurt. Dann ergriff er die Chance, als Kellner im Speisewagen durch Europa zu fahren. „Ich wollte Sprachen lernen“, erklärt er. Was er auch tat.

Aber nach drei Jahren wechselte er wieder den Job, versuchte sich als Lkw-Fahrer und Abo-Verkäufer, bis er als freier Handelsvertreter für Kochtöpfe seine Berufung fand, über 15 Jahre lang. Er habe eine Gruppe von 50 Vertretern geleitet. Dann sei die Nachfrage an fettfrei garendem Kochgeschirr eingebrochen.

Für C. bedeutete das zunächst Arbeitslosigkeit. Später heuerte er als Tourleiter bei einem Reiseunternehmen an. „Ich habe diese Zeit geliebt“, sagt er. Dass C. nun in Frankfurt von Grundsicherung leben muss, erklärt er damit, dass er mit seinem Gesparten die Familie unterstützt und nie Beratung zur Altersvorsorge erhalten habe.

Verheiratet war C. nicht, aber er hat einen Sohn, zu dem ein gutes Verhältnis besteht. Auch mit 80 Jahren ist C. noch aktiv. „Seit zehn Jahren bin ich ehrenamtlich bei der Caritas tätig, um anderen Menschen zu helfen“, erzählt er. Die Aufgabe mache ihn zufrieden.

Freuen tue er sich auch darüber, dass er zum zweiten Mal Geld von der FR-Altenhilfe erhält. Er will es für Nützliches wie Schuhe und Wäsche ausgeben. Detlef Sundermann