Bild: Rolf Oeser

Dawut G. (Name geändert) hat die Stufen zu seiner Frankfurter Wohnung im vierten Stock längst gezählt. „Die 72 Stufen muss ich mehrmals gehen, wenn ich vom Einkaufen komme“, sagt er.

Bandscheibenschäden und Arthrosen in den Gelenken ließen es nicht zu, mit mehr als zwei Kilogramm Last in den Händen die Treppen hochzugehen, sagt der 67-Jährige. Eine seniorengerechte Wohnung in der Stadt mit einem Aufzug sei daher sein größter Wunsch.

Die zu finden, sei jedoch so schwierig wie eine qualifizierte Arbeit zu finden damals, als er vor gut 20 Jahren nach Deutschland kam. G. muss deshalb
heute von der Grundsicherung leben.

„Ich bin Perser“, sagt er bewusst, um sich von der Regierung seines einstigen Heimatlandes zu distanzieren. „Ich floh, weil ich politisch verfolgt wurde“, berichtet G., der das Land als Alleinstehender verließ. Der Weg führte ihn nach Deutschland, genauer nach Sachsen. Dort habe er einen Antrag auf Asyl gestellt, der auch anerkannt worden sei.

Allerdings habe er sich dort nicht gut aufgehoben gefühlt. Mit viel Aufwand habe er nach Hessen umziehen können. „In Offenbach fand ich eine Wohnung und Arbeit“, erzählt G..

Eine kaufmännische Ausbildung und die Fähigkeit, vier Fremdsprachen zu sprechen sowie die Berufserfahrung aus einem erfolgreichen Importunternehmen brachte er mit, doch als beruflicher Türöffner taugte das alles hierzulande kaum. „Darüber war ich schon enttäuscht“ sagt er.

Ohnehin hatte G. vieles neu zu lernen: die Sprache und das Leben in der neuen Heimat. „Über die deutsche Kultur habe ich sehr viel und gern gelernt“, sagt er. Hunderte Bewerbungen habe er geschrieben, die ohne Antwort geblieben seien.

Letztlich habe er einen Job bei der Post bekommen. „Früh- und Spätschicht habe ich gearbeitet, richtig hart geschuftet“, sagt G.. „Später schaffte ich es in die Selbstständigkeit. Ich hatte jedoch den falschen Partner. Am Ende war alles Geld weg“, sagt Dawut G.. Das habe ihn schwer zugesetzt und belaste ihn immer noch.

Seit 2019 erhält Dawut G. von der FR-Altenhilfe Zuwendungen. Für ihn zählt nicht die Höhe des Betrags. „Ich bin nicht nur wegen des Geldes sehr dankbar dafür, sondern auch, weil jemand an mich denkt“, betont er.

Eine Anschaffung hat er nicht vor zu machen. Mit dem Betrag möchte er sich eine Kurzreise leisten, als Abwechslung von seinem bescheidenen Alltag. Detlef Sundermann