Bild: Christoph Boeckheler

Das Leben hatte es mit Christa W. (Name geändert) schon früh nicht allzu gut gemeint. Die Kindheit war nicht nur wegen ihres Geburtsjahr 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, schwierig.

„Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Er ist im Krieg umgekommen“, erzählt die Seniorin. Die Mutter sei bei Kriegsende mit den sechs Kindern aus Pommern geflohen. Eine neue Heimat habe die Familie in einem Dorf bei Bayreuth gefunden.

Für Christa W. waren die nachfolgenden Jahre jedoch nicht von familiärer Geborgenheit geprägt, sondern von Heim- und Krankenhausaufenthalten. „Im Alter von zwei Jahren bin ich die Treppe im Haus heruntergefallen und leide seitdem an einer starken Skoliose, einer Verkrümmung der Wirbelsäule.“

Nach der Schule lernte sie in Hofheim in einer Behindertenwerkstatt das Schneiderhandwerk. „In dem Beruf habe ich jedoch nie gearbeitet. Ich lernte während der Ausbildung meinen späteren Mann kennen, heiratete und bekam zwei Kinder“, sagt W.

Die Familie zog nach Frankfurt. Zu Christa W.s Aufgaben gehörten von nun an Haushalt und Erziehung der beiden Söhne. Das Leben sei bescheiden, aber zufriedenstellend verlaufen, erzählt sie. Der große Riss sei 1991 gekommen, als ihr Mann gestorben sei.

Für die heute 81-Jährige begann der Abstieg in die Armut. Ihren einst gelernten Beruf habe sie mangels Möglichkeiten nicht mehr ausüben können. Sie musste zum Sozialamt und Grundsicherung beantragen. „Irgendwie habe ich mich all die Jahre durchgeschlängelt. Wir hatten zum Glück damals noch einen Garten für Gemüseanbau“, sagt die Seniorin.

Die Grundsicherung erhält Christa W. auch seit Renteneintritt. Die Hausfrauenjahre bescheren ihr keinen auskömmlichen Lebensabend. Allerdings macht Christa W. ihre mehrfach angegriffene Gesundheit mittlerweile stärker zu schaffen als die Geldsorgen. Sie habe deswegen schon viel Gewicht verloren. „Ich wiege nur noch 36 Kilogramm“, sagt sie.

„Wegen der Makuladegeneration kann ich nicht mehr Lesen oder Puzzles legen. Auch die Arbeit an der Nähmaschine, die ich so gerne gemacht habe, ist nicht mehr möglich“, sagt W. mit ein bisschen Verzweiflung in der Stimme. Zu allem Überfluss habe sie sich bei einem Unfall die Hüfte gebrochen und könne sich nun nur noch mit dem Rollator fortbewegen.

Da im Haus aber niemand bereit sei, die Gehhilfe für sie vom ersten Stock ins Parterre zu tragen und wieder nach oben, könne sie nicht heraus. „Ich bin in meiner Wohnung gefangen“, sagt sie zwei Mal. „Es ist schade, dass sich Nachbarn nicht mehr umeinander kümmern“, bemerkt W.

Sie sehe somit den ganzen Tag keinen Menschen, bis auf zwei Mal in der Woche, wenn jemand vom Pflegedienst vorbeikommt. Christa W. hat inzwischen die Pflegestufe 3.

Dass sie wieder von der FR-Altenhilfe bedacht wird, macht W. große Freude. „Das Geld wird für eine kleine Anschaffung genommen, neue Bettwäsche“, sagt sie. Und ein Jogginganzug soll auch gekauft werden. Detlef Sundermann