Bild: Michael Schick

Nach seinem Lebensmotto gefragt, sagt Adrian G.: „Immer flexibel sein.“ Eine Einstellung, die ihm gerade heutzutage hilft, die täglichen Mühen zu bewältigen.

Ohne Rollator kann er die 48 Quadratmeter große und im 12. Stockwerk gelegene Wohnung nicht verlassen, kann nicht einkaufen, keine Bekannten treffen. Mit 67 Jahren sei er quasi ein Invalide, so der in Eschborn lebende Rentner.

Das Wohngeld kommt vom Amt, von seiner Rente in Höhe von 962 Euro bleiben rund 350 Euro für die monatliche Ernährung. „Fertiggerichte, Dosensuppen – ich brauche ja nicht viel.“

Sechs Jahre ist es her, dass dem Dasein eine andere Richtung gegeben wurde: Eine komplizierte Operation am Rücken ist unumgänglich, beendet jäh den Broterwerb. Der frühere Handballer und Leichtathlet ist fortan bewegungsmäßig sehr eingeschränkt – umso mehr, da er seit 2021 mit zwei künstlichen Hüften leben muss.

„Verwöhnt waren wir nie.“ Die Lebenserzählung von Adrian G. ist eine Prosa der harten, körperlich fordernden Arbeit. Die Familie stammt aus dem oberschlesischen Groß Peterwitz in Polen, wo eine Ausbildung zum „Elektriker unter Tage“ absolviert wird. Hier, inmitten einer deutschen Minderheit, ist das nahe Kohlenrevier die traditionelle Betätigungsstätte.

17 Jahre lang arbeitet Adrian G. im Berg – fährt nach einer Umschulung zum Hauer „direkt auf die Kohle“, 1200 Meter tief hinunter. „Den Tod immer vor Augen.“ Im Oktober 1990 folgt der damals 35-Jährige seinen Eltern als Spätaussiedler in den Frankfurter Raum. Seine Ehefrau und die beiden Töchter kommen drei Jahre später nach.

Das Bauhandwerk wird sein Metier, zuerst als Hilfsarbeiter in einer Oberurseler Firma, danach als Spezialist für Kran und Stapler. Eine Phase, die bei „Wind und Wetter“ fast zwei Jahrzehnte anhält und in der die Ehe in die Brüche geht. „Zusammen konnten wir nicht leben.“

Die Berufsjahre in Polen, so der 67-Jährige, seien in Deutschland nur zu 60 Prozent angerechnet worden, und hierzulande habe er zudem weniger verdient. Trotz seiner Gebrechen ist das „Nach-vorne-schauen“ keine hohle Phrase. Zu Frau, Tochter und Enkel besteht heute ein vertrauter Kontakt, regelmäßige Treffen und „gemütliche Stunden“ sind stets eine Freude. „Besonders zu Ostern und Weihnachten wird bescheiden, aber herzlich gefeiert.“

Mit der finanziellen Unterstützung der Altenhilfe – die Adrian G. seit diesem Jahr bekommt – besteht die Möglichkeit, dem Enkel zum Christfest ein kleines Geschenk zu machen. „Dafür bin ich sehr dankbar.“ Schließlich seien die Kinder doch unsere Zukunft und unser Glück. Olaf Velte