Bild: Renate Hoyer

Mit Anfang 40 bringt eine Krebserkrankung alle Existenzpläne durcheinander. Obwohl Ruth O. die schwere Krise übersteht, ist nichts mehr wie zuvor.

Mittlerweile lebt die 66-jährige Frau von einer Minirente, die durch Grundsicherung und Wohngeld aufgestockt wird. „Mir bleiben monatlich etwa 180 Euro“, sagt die gebürtige Enkheimerin. Geld, das ausnahmslos der täglichen Ernährung zugutekommt und vornehmlich für Sonderangebote im Discounter eingeplant ist.

„Die aktuelle Teuerung hat die Situation nochmals verschlimmert.“ Zuweilen, so Ruth O., könne sie sich gar keine Lebensmittel leisten. Die Ansprüche sind seit jeher bescheiden – schon eine „Hühnersuppe mit Nudeln“ veredelt den Wochenablauf.

Als Einzelkind in dem heute östlichsten Stadtteil der Mainmetropole Frankfurt herangewachsen, besucht sie die Realschule am Berger Hang, um anschließend das Berufsleben in der Dresdner Bank zu beginnen. Rückblickend spricht sie von einer „sorglosen Zeit am Schreibautomat“ mitsamt Weiterbildungsmöglichkeiten und kollegialem Umfeld.

Nach fünf Jahren ist eine Heirat anberaumt, der die Kündigung des Arbeitsverhältnisses auf dem Fuß folgt. Die Ehe dauert etliche Jahre, bleibt kinder- und meistenteils freudlos – und endet schließlich mit der Scheidung. „Danach“, so Ruth O., „habe ich noch eine Weile für einen Modeschmuckvertrieb gearbeitet – ohne jede Alterssicherung.“

Mehr und mehr gilt die Konzentration fortan der Mutter, die längst bettlägerig und pflegebedürftig ist. Dass die 66-Jährige noch immer in der einst gemeinsam bewohnten Zweizimmerwohnung in Enkheim lebt, ist selbstverständlich.

Durch eine schmerzhafte Arthrose eingeschränkt, gilt ihr die Erdgeschosslage als „fast ideal“. „Ohne Schmerztropfen und Asthmaspray komme ich kaum über die Runden.“ Dennoch ist Stillstand ein Fremdwort. Die bekennende Freibadschwimmerin versorgt sich weitgehend selbst, regelmäßige Ausflüge durch das heimatliche Viertel werden trotz der notwendigen Gehhilfe gemeistert.

Bus und Hessen-Ticket ermöglichen manchmal auch einen Besuch im „schönen Bad Vilbel“ oder bei ihrem Lebensgefährten, der seit vielen Jahrzehnten eine wesentliche Stütze in O.’s Dasein ist. „Ein lieber Mensch, mein Glück.“

Auf das Engagement der Altenhilfe hat die vor neun Jahren verstorbene Mutter hingewiesen. Eine Unterstützung, die nun auch die Tochter „sehr dankbar und sehr froh“ macht. Endlich könne sie sich wieder Kleidung kaufen, sogar „etwas auf die Seite legen“. Diesmal steht eine warme Hose für die Wintermonate auf dem Wunschzettel.

Und ein helles Licht in schwerer Zeit sind die seit dem Frühjahr 2021 gewährten Altenhilfe-Zuwendungen allemal: „Es hilft, optimistisch zu bleiben.“ Olaf Velte