Bild: Renate Hoyer

Die Fürsorge und die Aufopferung für seine pflegebedürftige Mutter lässt Benedikt F. (Name geändert) heute in Armut zurück.

Vorher stand der heute 71 Jahre alte Mann für mehr als zwei Jahrzehnte als Sänger auf New Yorker Musicalbühnen. „Seit meiner Rückkehr nach Frankfurt singe ich nicht mehr, wegen der schmerzhaften Erinnerungen“, sagt F.

Als Jugendlicher wusste er schon früh, dass er einmal singen und damit auch Geld verdienen wollte. Er habe als Jugendlicher nicht nur die deutsche Jazzsängerin Joy Fleming bewundert, sondern er habe sich bei einem Konzert sogar unaufgefordert auf die Bühne begeben und mit ihr gesungen. „Das war mein Schlüsselerlebnis. 15 Jahre war ich damals alt und Joy sagte anschließend, nach meinem Schulabschluss soll ich wiederkommen“, erzählt F.

„Mein Vater war Malermeister, das wollte ich nicht werden“, stand für F. von da an fest. Mehr als zwei Jahrzehnte sei er später als Mitglied von Joy Flemings Chor auf Tour gewesen. Den Anweisungen seiner Eltern, eine Lehre zu machen, habe er sich widersetzt und sei nach Hamburg gegangen, um dort eine Musicalschule zu besuchen. Finanzielle Unterstützung habe es vom Vater natürlich nicht gegeben.

„Nachts habe ich bei US-Banken geputzt“, erzählt er. „In Hamburg entdeckte ein amerikanisches Fotomodell meinen Gesang und nahm mich nach New York mit“, so F. Dort erhielt er Engagements als Musicalsänger. „Ich habe mit Barbra Streisand, Aretha Franklin und anderen gesungen“, erzählt der 71-Jährige. Eine Frau und zwei Kinder komplettierten sein Glück, bis seine Mutter zum Pflegefall wurde.

„Sie wollte sich von keinen Fremden pflegen lassen, also fuhr ich zurück nach Deutschland. Es sollte anfangs nur für drei Monate sein“, sagt F. Dann wurden sechs Monate daraus und am Ende pflegte F. seine Mutter über zwölf Jahre lang, bis sie starb. Vom amerikanischen Traum war mittlerweile nichts mehr übrig geblieben, die Karriere zu Ende, die Ehe geschieden und Kontakt zur Familie aufgrund seiner früheren Entscheidung sehr schwierig.

F. machte nach seiner Rückkehr eine Ausbildung zum Alten- und Krankenpfleger und arbeitete in dieser Zeit noch nebenher in einem Altenheim. Die Pflege seiner Mutter habe bei ihm gesundheitliche Spuren hinterlassen, sagt er. Nach ihrem Tod musste sich F. für seine restlichen Berufsjahre einen Job in einem anderen Bereich suchen. Dazu sei es jedoch wegen eines Unfalls mit der U-Bahn auf dem Weg zum Arbeitsamt nicht mehr gekommen.

Aus der Zeit in der Pflege und der Umschulung erhalte er eine kleine Rente, die vom Sozialamt aufgestockt werde, sagt F. Er lebe heute bescheiden, Ansprüche habe er keine. Das Lesen sei sein einziges Hobby. „Ich bin gerne auf mich allein gestellt, das war schon in der Schule so“, erzählt er.

Die Zuwendung von der FR-Altenhilfe werde ihm helfen, die Rate für seine Zahnprothese zu bezahlen. Bei dem U-Bahn-Unfall hatte er etliche Zähne verloren und es habe nur eine nicht gut sitzende Ersatzversorgung gegeben, sagt F. Detlef Sundermann