Bild: Renate Hoyer

Wahrlich auf ein buntes Leben kann Astrid T. (Name geändert) zurückblicken – als Künstlerin, die farbenfrohe Gemälde kreiert.

Die Malerei als brotlose Kunst? T. kennt diese Facette ihres Berufs. Für Rentenzahlungen in die Künstlersozialkasse habe ihr das Geld gefehlt, sagt sie. Ihren Lebensabend muss sie nun aus der Grundsicherung im Alter bestreiten. „Wenn es am Monatsende eng wird, kann ich auf alte Rezepte meiner Mutter zurückgreifen“, sagt T. mit unverdrossenem Optimismus.

Das Erbe stammt jedoch aus keiner schönen Zeit. „Ich hatte eine sehr schwere Kindheit. Die Familie war unglaublich arm“, sagt T. Nach dem Krieg habe der Vater habe mit seinem Einkommen eine zehnköpfige Familie ernähren müssen, darunter die mittellosen Großeltern. „Später haben wir wegen der Wohnraumnot noch ein älteres Fräulein in die Wohnung gesetzt bekommen“, erzählt T.

Es sei aber auch eine harte Zeit wegen ihrer nicht einfachen Persönlichkeit gewesen. „Ich hatte von meinem Vater das Schöngeistige geerbt, kam damit jedoch in der Realität nicht zurecht“, sagt T. In der Oberschule sei sie deswegen gescheitert. In der Mittelschule hätten die Lehrkräfte kein Verständnis für ihre Begabung, sondern nur Demütigungen übrig gehabt. „Bilder, die ich heimlich malte, wurden vor der Klasse verrissen.“

„Mit 16 Jahren habe ich dann geheiratet, um von allem wegzukommen“, erzählt die 75 Jahre alte Frau. Das Paar zog in die Nähe von Stuttgart, wo ihr Mann, ein Musikdozent, eine Anstellung fand und T. einen Studienplatz an der Kunstakademie.

Das Leben in einem Dorf und die vielen Stunden dort allein hätten dann zur Trennung geführt. In der zweiten Ehe habe das Glück dann bis heute gehalten, bemerkt sie. Kinder gibt es keine. „Nach den Erlebnissen in meiner Kindheit, nein“, betont T.

Die Künstlerin erzählt gern von ihren Schauen, solo oder mit anderen Künstler:innen. „Meine erste Ausstellung hatte ich im Amerikahaus in Frankfurt“, berichtet sie. Der große Erfolg habe sich aber nie eingestellt.

Zur Malerei kam ein Nebenjob. Doch die existenzsichernde Anstellung als Kunsttherapeutin für Patient:innen kam zu spät. „Ich wurde selber krank, Herz-OP und fünf weitere große Operationen folgten“, sagt T. Heute sind sie und ihr Mann glücklich, dass sie mit ihrem kleinen Einkommen in einer günstigen Künstlerwohnung der Stadt wohnen können.

Glücklich sei sie auch immer über die Zuwendung von der FR-Altenhilfe. „Früher konnte man zum Sozialamt gehen, wenn was kaputtgegangen war.“ Heute nehme sie das Geld der Altenhilfe für nötige Anschaffungen. Detlef Sundermann