Bild: Michael Schick

War die Existenz von Freya P. vor Scheidung und Krankheit ein Dasein „in Saus und Braus“, bestimmen heute heftige Schmerzattacken und regelmäßige Bluttransfusionen den Tagesablauf.

Schwer wiegt auch die finanzielle Knappheit: „Mir bleiben etwa 300 Euro im Monat.“ Den Löwenanteil ihrer Rente samt Grundsicherung muss die 77-jährige Frau für die Begleichung von Miete, Nebenkosten und Krankenversicherung verwenden.

In Sprendlingen zur Welt gekommen und mit einem älteren, längst verstorbenen Bruder aufgewachsen, sind Freya P. die Alltagsmühen von früh auf vertraut. Um den Umbau des Elternhauses zu unterstützen, muss sie schon im Alter von 13 Jahren in einer Neu-Isenburger Druckerei am Fließband arbeiten – „wo ich meinen Rücken kaputt gemacht habe“.

An die Eltern erinnert sich die Seniorin dennoch voller Hochachtung, bewundert „deren Mut“. Während der NS-Zeit habe die Mutter den jüdischen Nachbarn geholfen und der Vater sich zum Kommunismus bekannt. Eine Eigentumswohnung wird nach ihrer Heirat 1965 zur Heimstatt für die vierköpfige Familie.

Das Leben gestaltet sich für Freya P. gut und sorgenfrei. Anfang der 80er-Jahre ist sie in der wirtschaftlichen Lage, ein Schreibwarengeschäft in Sprendlingen zu übernehmen, das sie fortan ein Vierteljahrhundert lang mit Begeisterung und Hingabe führen wird. „Ich habe sogar drei Schulen mit den notwendigen Materialien versorgt.“

Ausreichend abgesichert für das Alter ist sie jedoch nicht. Das jähe Ende ihrer Ehe ist ebenso ein existenzieller Bruch wie der 2007 erfolgte Verkauf des Ladens. Die Mutter von zwei Kindern engagiert sich danach in der Schulbetreuung, bevor eine Krebserkrankung mit anschließender Chemotherapie die ungewollte Auszeit bringt. „Noch heute bin ich oft in Wartezimmern und sehe viel Elend“, sagt sie.

An die Fortsetzung ihrer Schreibprojekte denkt sie derzeit nicht. „100 Manuskriptseiten liegen in der Schublade, aber ich habe die Lust aufs Weitermachen verloren.“ Zwei Bücher hat Freya P. bereits veröffentlicht. Nachdem ein Erfahrungsbericht über die Internetpartnersuche auf launige Zustimmung der Leserschaft gestoßen ist, hat sie auch ihre schwere Krankheit schriftstellerisch verarbeitet. „Darüber hat damals die Frankfurter Rundschau berichtet.“

Überhaupt sei sie der FR und der Altenhilfe innig verbunden. Die „unglaubliche“ Unterstützung habe im Vorjahr den Kauf einer neuen Brille ermöglicht, auch Cafébesuche mit ihrer finnischen Freundin. „Generell sind Anschaffungen außerhalb des Alltäglichen wegen der Altenhilfe machbar.“

Wie die 77-Jährige ihre Dezember-Zuwendung verwenden wird, ist derzeit noch offen. Eines jedoch ist gewiss: „Ich freue mich schon ungemein auf die Weihnachtsfeier im Familienkreis.“ Olaf Velte