Bild: Kumpfmüller

Ich will ja net ‚rumjammern“, sagt Hans-Peter A. (Name geändert) über sein Leben mit Grundsicherung im Alter. Nach Abzug aller laufenden Ausgaben müsse er mit 250 Euro im Monat auskommen, bemerkt der 80-Jährige.

In seinem Leben habe er immer anderen Leuten gern geholfen, jetzt benötige er Hilfe, sagt er und setzt mit einem Seufzer nach: „Das nimmt einen schon mit.“

In Mittelhessen an der Lahn kam A. zur Welt. In den Wirren des Kriegs verschlug es die Familie aus Mutter und den drei Geschwistern nach Frankfurt. „Nachdem der Vater 1949 aus Sibirien zurückgekommen war, eröffneten die Eltern in der Elbestraße ein Lokal“, sagt A. Die Familie wohnte im damals „noch schönen“ Bahnhofsviertel.

In einem Café auf der Kaiserstraße absolvierte er nach der Volksschule eine Konditorlehre. „Ich wollte auch noch den Meister draufsetzen, um ein eigenes Café aufzumachen“, sagt A. Doch dazu kam es nicht. Er stieg stattdessen in die Kneipe der Eltern ein.

Schon bald habe er ein Lokal im Ostend übernommen. Es sei gut gelaufen, aber es habe keinen schriftlichen Vertrag mit dem Pächter gegeben. Nach zwei Jahren sei denn auch Schluss gewesen.

In seinen Lehrberuf wechselte A. nach dieser Erfahrung nicht. Er war mittlerweile Kneipier mit Leib und Seele geworden. Lange und bis weit in der 80er-Jahre besaß A. mit einem Kompagnon einen Betrieb im Sachsenhäuser Vergnügungsviertel.

„Als die Amis noch da waren und die viel Geld in der Tasche hatten, lief das Geschäft sehr gut“, erzählt A. Dann sei der Wandel eingetreten. Die hohe Miete für das Lokal sei nicht mehr zu stemmen gewesen. „Wir hatten es dann verkauft“, so A.

Nach dem Mauerfall hatte er noch zwei Jahre einen Versuch in Leipzig gestartet, jedoch blieb dieser glücklos. „Ich habe mich immer als Frankfurter gefühlt“, erklärt A. seine Rückkehr. Beruflich habe sich für ihn keine neue Chance ergeben. „Ich musste auf das Sozialamt“, sagt er.

Mit einem Stand auf Flohmärkten habe er sich zusätzlich finanziell über Wasser halten können. Rücklagen aus den guten Jahren habe es gegeben. „Ich war kein Kind von Traurigkeit und habe auch gern gespielt, was ein großer Fehler war“, sagt A. Und es habe auch vier Ehen gegeben.

„Heute wohne ich allein in einer kleinen Wohnung mit dem Nötigsten“, sagt er. „Ich bin so froh, dass es die Altenhilfe der Frankfurter Rundschau gibt. Mit dem Geld kann ich etwas mehr Lebensmittel kaufen oder was reparieren lassen“, sagt A.

„Wenn ich mal im Lotto eine Million gewinnen sollte, gebe ich das ganze Geld der Altenhilfe“, sagt der Mann mit der kräftigen Stimme, die plötzlich vor Rührung brüchig wird. Detlef Sundermann